Fort Canning Hill


Der Fort Canning Hill – oder wie er früher hieß, Government Hill – ist ein Hügel mitten im Zentrum von Singapore nicht weit von der Mündung des Singapore Rivers entfernt. Sir Stamford Raffles hatte hier sein Quartier bezogen, zu Füßen des Hügels waren die Regierungsgebäude und die Briten bauten später einen wichtigen militärischen Stützpunkt auf den Hügel. Auf der Spitze befindet sich ein Wasserreservoir, in dessen Gebiet man keinen Zutritt hat und man deshalb eine kleine Rundtour um das Reservoir machen kann.
Meine Tour beginnt auf der Ostseite auch geschichtlich am korrekten Anfang. Denn hier wurden umfangreiche Ausgrabungen ab 1984 gemacht, die den Ort als Königssitz aus dem 14. Jh. identifizierten, weil die Qualität der Funde sich deutlich von den anderen Funden, z.B. im Singapore River, unterscheidet. Die Ausstellung dazu im Artisan‘s Garden ist sehr anschaulich gestaltet. Verschiedene Keramik-, Glass- und Goldfunde auch aus China und Indien zeigen, dass Singapore schon damals ein reger Handelsort war. Ende des 14. Jh. wurde das Königreich angegriffen und die Königsfamilie Richtung Festland vertrieben.
In Erinnerung an diese Zeit wurde auf einem Terrassenweg eine Steinmauer errichtet, welche in altem Stil das Leben zwischen 14. Jh. und 18. Jh. als Relief darstellen soll. Die Steinblöcke stammen von Java und wurden in Bali bearbeitet.
Wie der königliche Park ausgesehen haben könnte ist gleich ein paar Meter weiter im Sang Nila Utama Garden zu bewundern. Der Name geht auf den ersten König zurück, den ich ja schon einmal mit seinem offiziellen Königstitel Sri Tri Buana im Blogpost vom 21.3.2020 über den Merlion erwähnt hatte. Dieser König hat das Königreich 1299 gegründet. Der Garten selbst ist nach typischen Palastgärten in Südostasien gestaltet.
Auf der Bond Terrace (die nicht nach James „007“, sondern nach dem Generalmajor Sir Lionel Vivian Bond benannt ist) sind zwei alte Kanonen aufgestellt. Diese Art der Kanonen wurde Anfang des 19. Jh. eingesetzt und waren beim Bau des Fort Canning in den 1850er Jahren bereits veraltet. Deshalb dienten sie nur als Dekoration am Eingangstor des Forts.
Auf der Südseite des Hügels befindet sich dann schließlich der Ort, wo Raffles sein Haus hatte und welches heute nachgebaut dort steht. Er fand diesen Platz auch deshalb so attraktiv, weil er sich in der Nähe des alten Königsgrabes des Malayen Königs befand und Raffles gefallen äußerte, hier begraben zu werden. Er verstarb allerdings dann erst, als er wieder nach England zurückgekehrt war und ist nördlich von London begraben. Neben dem Haus bfindet sich der Nachbau des „Timeballs“. Die große Kugel wurde jeden Tag um fünf vor eins am Mittag hochgezogen und genau um ein Uhr fiel die Kugel herab. Damit konnten die Menschen unten in der Stadt genau ihre Uhren danach stellen.
Vor dem Raffles-House befindet sich der Flaggenmast. Dieser war für die Kommunikation zwischen Schiffen und Händlern wichtig. Er signalisierte, ob ein Schiff angekommen war, von welcher Firma und Nation.
Daneben befindet sich der alte Leuchtturm, welcher ab 1903 den Schiffen den Weg zum Hafen zeigte. Eine kuriose Situation gab es am 19. September 1950, als ein Ausfall im St.James-Kraftwerk für anderthalb Stunden zur völligen Finsternis in der Stadt führte. Nur der Leuchtturm war die einzige beständige Lichtquelle. Im Dezember 1958 wurde dann ein neuer Leuchtturm auf dem Gebäude des heutigen Fullerton-Hotels eröffnet und der alte Leuchtturm abgeschaltet. 1978 wurde dann auf einem Hochhaus in Bedok ein vollautomatischer Leuchtturm in Betrieb genommen.
Den Garten vor dem Raffles-Haus, wo auch der Leuchtturm steht, hatte ich schon im Blogpost vom 25.2.2020 kurz erwähnt. Denn hier hat der Botanische Garten seinen Ursprung, weil Raffles und auch Farquhar begeisterte Botaniker waren. Raffles sammelte hier Arten von ganz Südostasien und schickte diese auch nach England.
Weiter geht es an der Westseite des Hügels an alten mächtigen Bäumen vorbei zum ehemaligen Eingangsportal des Fort Canning und dahinter zum Hotel Fort Canning. Das war früher die Kommandozentrale der britischen Armee, welche beim Angriff der Japaner 1942 in die Bunkeranlage, der sogenannten „Battlebox“, dahinter verlegt wurde. Die Bunkeranlage kann man nur mit einer Führung besichtigen, was ich auch tat. Allerdings herrscht hier in der Anlage eine Fotografierverbot, womit sich der private Museumsbetreiber keinen Gefallen tun. Denn wenn keiner der Besucher irgendwelche Fotos über Social Media verbreitet, fällt das Interesse der Touristen eher schwach aus. Ich selbst habe Besucher im Visitor Centre getroffen, die sich alle möglichen Infos dort holten, aber eben keine Führung mitmachen wollten. Ist also eine recht kleinliche Vorschrift. Die Bunkeranlage selbst besteht aus 29 Räumen. Man sieht während der Führung interessante Filmaufnahmen aus Zeiten des Krieges und einige Räume sind sehr anschaulich mit der jeweiligen Funktion gestaltet, wie der Lagebesprechungsraum. Auch sieht man alte technische Anlagen, wie der Lüftungsanlage, der Luftreinigungsanlage oder der Rohrpostanlage. Die gescheiterte „Singapore Strategie“ der britischen Armee wurde ja schon in der Ausstellung in der alten Ford Factory erläutert (Blogpost vom 28.2.2020). Noch deutlicher wird das totale Versagen der Briten bei den militärischen Kräften. Japan konnte mit seinen über 600 Flugzeugen die wenigen veralteten britischen Flugzeuge schnell außer Betrieb setzen und dazu zwei Hauptkriegsschiffe der Briten mit der Luftwaffe versenken. Diese Schlachtschiffe sollten eine zentrale Rolle in der Verteidigungstrategie der Britten spielen. Dann griffen die Japaner dort an, wo es die Briten nicht erwartet hatten und landeten in Kranji, wo nur wenige Truppen stationiert waren. Man kann davon ausgehen, dass die Japaner durch Spione bestens über die Truppenstationierungen des Gegners informiert waren. Britische Militärexperten haben den Einsatz von Panzern im Dschungel als unbrauchbar klassifiziert, die Japaner nicht und so trafen die japanischen Panzer auf eine Gegenwehr von null Panzern auf britischer Seite. 30.000 japanische Soldaten standen 85.000 britischen, australische, indische, malayische Soldaten gegenüber und zogen schnurstracks Richtung Zentrum. Am 15. Februar 1942 kapitulierten die Briten und übergaben die Stadt den Japanern. Ausschlaggebend war die Einschätzung, dass ein Gegenangriff keinen Erfolg haben wird und dass die Wasserversorgung nur noch einen Tag gewährleistet werden kann, da die Japaner die Versorgung unterbrochen hatten.
Zum Schluss erläutert der Guide Horus noch eine Kuriosität. Die Kapitulationsurkunde der Japaner von 1945 ist nicht mit dem Namen von General Terauchi Hisaichi unterzeichnet, da dieser wegen eines vier Monate zuvor erlittenen Schlaganfalls krankheitsbedingt nicht zur Kapitulationszeremonie erscheinen konnte. Damit wäre eigentlich das Dokument ungültig und Singapore befände sich noch im Krieg mit Japan. Allerdings ist der japanische Hoheitsstempel unter die Unterschrift gesetzt worden, was das Dokument dann wohl doch gültig sein lässt.

Hier die Eindrücke von Fort Canning: Fort Canning Hill