Singapore Botanic Gardens (SBG)
Der Botanische Garten in Singapore ist immer wieder ein lohnendes Ziel. Empfehlen kann ich vor allem den Evolution Garden, der für mich der schönste Teil ist. Da ich diesen schon 2018 besucht habe gilt mein Interesse diesmal dem SBG Heritage Museum, dem Botany Centre und der neuen Gallop Extension, die eine Erweiterung des Gartens darstellt. Siehe auch mein Blogpost vom 20.10.2019.
Das Heritage Museum ist in der Holttum Hall eingerichtet, wo der frühere Direktor des Gartens Eric Holttum residierte und sein Labor für das Heranzüchten von Orchideen hatte. Auf Holttum geht somit auch die heute noch umfangreiche Orchideenzüchtung im Botany Centre zurück. Der erste Garten wurde aber schon von Sir Stamford Raffles auf dem Government Hill (heute Fort Canning Hill) angelegt. Der heutige Standort wurde unter Vermittlung des einflussreichen Geschäftsmannes Hoo Ah Kay („Whampoa“) 1859 bezogen und schnell ausgebaut. Unter dem Direktor James Murton entwickelt sich der Garten vom reinen Freizeitbetrieb hin zum wissenschaftlichen botanischen Garten. Forschungsstätten und eine Bibliothek wurden gegründet. Mit dem Direktor Henry Ridley bekam der Garten eine große Bedeutung in der Forschung der landwirtschaftlichen Nutzung von Pflanzen. So führte er verschiedene Fruchtarten aus verschiedenen Teilen der Welt ein und testete sie als Anbaumöglichkeit im Klima von Singapore. Den größten Verdienst gebührt ihm aber bei der Methode der Gummigewinnung von Kautschukpflanzen. Er verbesserte die Methode so sehr, dass es einen deutlichen Produktivitätsschub in der Branche gab. Mit seiner Methode starb ein Baum nicht nach einiger Zeit der Kautschukgewinnung, sondern konnte viele Jahre genutzt werden. Die Anwendung seiner Methode ließ Malaya 1920 zum größten Kautschukproduzenten weltweit und der Hafen von Singapore als Handelszentrum für Kautschuk heranwachsen.
Im Jahr 1963 forcierte Lee Kuan Yew schon Anfänge seines Programms einer „Green City“ und rückte dabei den Botanischen Garten in den Mittelpunkt der Kampagne. Tausende neue Bäume wurden im gesamten Stadtgebiet gepflanzt und die Geldmittel des Gartens seitens der Regierung wurden immer priorisiert, so dass sich der Garten in seiner Einzigartigkeit bis heute entwickeln konnte und im Jahr 2015 auf die Liste des UNESCO-Welterbe aufgenommen wurde. Die Bedeutung des SBG für „Singapore's Chief Gardener“ Lee Kuan Yew wurde auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass eine der Patronen, die als Salutschüsse zur Trauerzeremonie beim Tod von Lee abgefeuert wurden, heute im Heritage Museum mit einer Gravur ausgestellt wird.
Im Museum ist außerdem ein Mikroskop aus dem Jahr 1920 zu sehen. Für mich interessant war außerdem die Geschichte zur Orchidee „Angraecum sesquipedale“. Charles Darwin hat aufgrund der Beschaffenheit mit den nachts schillernden weißen Blüten und den ungewöhnlich schwer zu erreichenden Nektar prognostiziert, dass nur eine Motte mit einem langen Rüssel die Bestäubung der Pflanze vornehmen kann. Der Bestäuber wurde 41 Jahre nach dem Tod Darwins entdeckt.
Dem organisierten Orchideenwachstum kann man dann im Botany Centre durch Schaufenster zuschauen. Schwindelfrei müssen die angehenden Edelpflanzen schon sein, denn im Shaker Room werden sie ziemlich durchgeschüttelt. Das soll die Luft- und Nährstoffzufuhr fördern.
Zu meinem nächsten Ziel, der Gallop Extension, laufe ich einmal quer durch den Garten, auch ein paar Seitenwege, die ich zuvor noch nicht gegangen war und siehe da, auf einem solchen Nebenweg schlängelt sich eine dünne lange Schlange gerade noch so vom Weg in den Blätterteppich. Hier deshalb mein Rätselbild: Wer sieht die Schlange?
Weiter gehts nun zum OCBC Arboretum, einer Baumanpflanzung verschiedener Arten, die vor allem in Regenwälder wachsen. Insgesamt 200 Arten sollen es werden. Dabei wird das Wachstum der Bäume mittels 3D-Scanners, Drohnenaufnahmen und Wetterdatenstationen genau dokumentiert und der Forschung zur Verfügung gestellt. Ein interessantes Projekt, welches erst im letzten Jahr begonnen hat und somit die Bäume noch nicht so groß oder dick sind. Ein Besuch wird wahrscheinlich in 5 Jahren interessanter sein.
Aber gleich daneben der Naturtrail des Mingxin Foundation Rambler’s Ridge ist ein schöner Spaziergang wert. Zwischen verschiedenen Gewächsen und Bäumen geht es bis auf die schwindelerregende Höhe von 40 Meter hoch, allerdings weiß ich nicht, ob das vom Anfang des Trails gemessen ist oder die Angabe der Höhe über den Meeresspiegel. Zum Schluss lerne ich noch einige „Ameisen-Pflanzen“ kennen. Diese Pflanzen haben es während der Evolution geschafft, ideale Bedingungen für Ameisen zu schaffen. Entweder produzieren sie einen bestimmten Nektar oder sie haben sogar in ihrem Holzgebilde Tunnel eingebaut, wo die Ameisen perfekte Hauskonstrukte entdecken. Dadurch leben die Ameisen bei diesen Pflanzen als Schutzmacht, da sie unliebsame Fressfeinde der Pflanzen fernhalten.
Den Tag im Botanischen Garten beende ich auf der Terrasse des Bee's Knees bei einem Melonensaft.
Hier die Eindrücke vom Singapore Botanic Gardens: Singapore Botanic Gardens