Einsame Merlion-Statue durch den Coronavirus in Singapore


Ich hatte ja schon im Blogpost zum Singapore River (21.2.2020) angekündigt, dass ich noch einmal auf Merlion eingehen werde, der wasserspuckend an der Mündung des Flusses steht, wegen des Panoramas eine Hauptattraktion aller Touristen ist und meinem Blog auch den Namen gegeben hat.
Merlion ist dabei eine Figur halb Meerjungfrau/Fisch - halb Löwe und wurde 1964 als Idee von Alec Fraser-Brunner quasi als Maskottchen für die Tourismuswerbung für Singapore vom Tourismus Board erschaffen. Die große Skulptur in der Nähe des Fullerton-Hotels wurde 1971/72 von Kwan Sai Kheong entworfen und vom Bildhauer Lim Nang Seng erschaffen. Früher stand sie im Waterboat House Garden, weil aber die neue Esplanade Bridge mit der ganzen Umgestaltung dieses Gebietes die Sicht auf den armen „Kerl“ versperrt hat, musste ein kleiner Umzug von wenigen Metern her. Man findet außerdem die Merlion-Figur (noch) auf der Freizeitinsel Sentosa (da soll sie aber einem modernen neuen Komplex in den nächsten Jahren Platz machen), als Mini-Merlion mit Blick Richtung Insel genau hinter dem großen Merlion, auf dem Mount Faber und an noch vielen anderen Stellen in der Stadt. Die Basketballmannschaft Singapore Slingers nutzt Merlion als Maskottchen und immer wieder taucht der Merlion in Filmen, TV-Serien, Büchern und Computerspielen auf.
Die Figur des Löwen soll auf die frühere Bezeichnung „Singapura“ hinweisen, was soviel heißt wie „Löwenstadt“. Singa kommt vom Sanskrit-Wort „simha“, was "Löwe" bedeutet, und „pura“ bedeutet im Sanskrit "Stadt". Der Legende zufolge soll im 13. oder 14. Jh. Sri Tri Buana (auch Sang Nila Utama genannt) von einer indonesischen Insel per Schiff auf der Insel Temasek (Singapore) angekommen sein und ein mächtiges Tier gesehen haben. Es wurde ihm erzählt, dass dies ein Löwe sei und so nannte er den Ort „Singapura“. Dieses frühe Königreich an diesem Ort werde ich in einem kommenden Blogpost über Fort Canning noch einmal erwähnen, weil ich die dortigen Ausgrabungen und den nachgestalteten Königsgarten besucht habe. Die sterblichen Überreste des Königs sollen auf Fort Canning Hill begraben worden sein.
Die Figur der Meerjungfrau als zweiter Figurbestandteil von Merlion soll die Bedeutung von Singapore als Fischer- und Küstenort symbolisieren. Das Wort „Merlion“ setzt sich somit aus „Mer“ von „mermaid“ (Meerjungfrau) und „lion“ von „Lion“ (Löwe) zusammen.
Bei meinem Besuch bei Merlion war es gespenstisch ruhig, nur wenige Touristen spazierten um die Skulptur herum. Sonst ist das Gedränge hier groß, aber das Coronavirus hat für beschauliche Momente am Merlion gesorgt. Aus den großen europäischen Ländern dürfen keine Personen mehr einreisen und alle anderen Touristen müssen eine 14tägige Quarantäne in ihren Hotels aussitzen. Da viele Touristen gar nicht so lange bleiben, sehen sie quasi – wenn sie überhaupt noch herkommen – nur ihr Hotel. Mittlerweile werden die meisten Neuerkrankungen von außen nach Singapore getragen. Hier hat man die Eindämmung der Verbreitung sehr gut im Griff. Jeder Kontakt eines Erkrankten wird mittels Listen und Videokameras überprüft und potentielle Überträger sofort per Stay-Home-Verordnung an der weiteren Übertragung gehindert. Möglich wird das, weil ich beispielsweise immer wenn ich in die Bibliothek will, ein Museum besuchen will oder eine Bank betreten will, mich mit Kontaktdaten registrieren muss. Zunächst ging das per Papierliste, wenige Tage danach per Erfassung im Computer und wieder wenige Tage danach und bis heute so per QR-Code über ein Webformular. Außerdem wird per Forehead-Thermometer oder Wärmebildkamera die Temperatur gemessen. Bei unter 200 infizierten Personen (ich hatte die Info bei diesen Stand der Erkrankten) ging die Quarantäneanordnung schon an 7.000 Personen. Es gibt eigene Mitarbeiter im Gesundheitsministerium, die nichts weiter machen, als Detektivarbeit, um mögliche Ansteckungsgefahren zu erkennen und zu verhindern. Besucher oder Erkrankte, die bewußt falsche Angaben machen werden vor Gericht gebracht. So droht einem Chinesen eine mehrjährige Gefängnisstrafe, weil er seinen Aufenthalt in China in Wuhan den Behörden verschwiegen hat.
Es gibt überall zusätzliche Mitarbeiter, die öffentliche Plätze zusätzlich desinfizieren, in Zügen und Bussen, und man sieht in MRT-Stationen und Shopping-Centern Reinigungskräfte, die die Handläufe der Rolltreppen regelmäßig desinfizieren. Das alles läßt die Ausbreitung moderat verlaufen und das Gesundheitssystem ist in der Lage die Erkrankten bestmöglich zu versorgen. Somit konnten bis jetzt von den 385 Erkrankten schon 131 wieder gesund werden. Es gibt keine Todesfälle. (alles jetziger Stand am 21.3.2020)
Zum Nachbarland Malaysia sind zum Glück die Grenzen geschlossen worden (und zwar von Malaysia) weil die Menschen dort unbedingt ihre islamischen Freitagsgebete in Moscheen machen müssen. Moscheen sind die größten Virenschleudern in Malaysia schlechthin und den Muslimen wurde durch einige Imane eingeredet, dass Alah schon für ihre Gesundheit sorgt.
Allerdings sind unter diesen Maßnahmen hier in Singapore große wirtschaftliche Einbußen zu erwarten, was aber bei einer dilettantischen und völlig überforderten Handhabung wie in Deutschland oder Malaysia wahrscheinlich noch schlimmer ausgefallen wäre. Bisher mussten keine Restaurants schließen oder sogar Ausgangssperren verhängt werden.
Wie sich die Situation allerdings in Zukunft noch entwickeln wird, kann natürlich keiner sagen. Auch mich kann es irgendwann mit einer Stay-Home-Anordnung treffen, wenn ich an einem Virenhotspot gewesen bin. Bisher waren neben den importierten Fällen solche Cluster beispielsweise ein Freizeitzentrum, ein Hotel, zwei Kirchen, das Bombardier-Werk und ein Geschäft. Und welche Auswirkungen zu Entscheidungen zu meinem Aufenthalt und die Flugstreichung von Singapore Airlines auf mich haben, lässt sich auch noch nicht abschätzen.

Hier ein kurzer Eindruck vom Merlion: Merlion

So werden die Coronavirus-Fälle in Singapore nachverfolgt: Coronavirus in Singapore