An island by any other name… und religiöse Feste in Singapore
In der regionalen Jurong Library gab es eine Ausstellung, die ich noch unbedingt besuchen wollte: „An island by any other name…“ beleuchtete die frühere unterschiedliche Namensgebung von Singapore auf verschiedenen Karten.
In der Bibliothek im Stadtteil Jurong, im Westen der Insel gelegen, wurde ich zunächst überaus zuvorkommend und eifrig von einem Mitarbeiter noch zu einer anderen Ausstellung geführt, bei der die religiösen Feste in Singapore auf Schautafel kurz in Bild und Text vorgestellt worden. Mit diesen Tafel fing ich meine Besichtigungstour an.
Das wichtigste Fest ist dabei das chinesische Neujahrsfest. Dieses wird immer am ersten Tag des Jahres nach dem chinesischen Mondkalender im Januar oder Februar gefeiert. Der Kalender geht auf die chinesischen Kaiserreiche zurück. Einer Legende zufolge erschien das Monster Nian und terrorisierte jedes Jahr die Bewohner. Mit rotem Papier, Feuer und Knallkörpern konnte es verscheucht werden, was dann schließlich zum Neujahrsfest wurde. Diese Legende wird im Löwentanz dargestellt, welcher zum Neujahrsfest aufgeführt wird. Ich durfte ja bei der Hok San Association in Chinatown ein Training zum Löwentanz beiwohnen, siehe Blogpost vom 5.3.2020. Schon ab einen Monat vorher beginnen die Vorbereitungen der chinesischen Bevölkerung auf dieses Fest. Es findet ein besonderer Hausputz statt und die Wohnungen werden mit Versen und Blumen dekoriert. Der Höhepunkt ist aber ein gemeinsames Familienessen. Die Bedeutung kann man daran erkennen, dass in China aus weit entfernten Gegenden die Menschen in ihre Heimatstädte und -dörfer zu diesem Anlass reisen. Die unverheirateten Familienmitglieder erhalten Geschenke, die in rotem Papier verpackt sind.
Unter der indisch-stämmigen Bevölkerung ist das Deepavali-Fest die wichtigste Festivität. Es wird auch als Lichterfest bezeichnet. Das Fest findet im Oktober oder November statt und folgt dem Hindu-Kalender. Gefeiert wird der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit. Das Glück und der Reichtum wird durch die Gottheit Lakshmi in die Wohnungen gebracht. Dazu werden diese gründlich zum Fest gereinigt und mit bunten Reiskornbildern auf dem Boden und Öllampen geschmückt. In Little India ist dann viel los und die vielen Goldschmuckgeschäfte haben Hochbetrieb. Denn die Inder glauben, dass es eben Glück bringt, wenn man in dieser Zeit Gold kauft. Nicht überliefert ist, welcher gerissener Geschäftsmann oder Goldschmuckhändler diesen Mythos etablieren konnte. Am Festtag selbst wird früh aufgestanden, es wird ein reinigendes Bad eingenommen und zu den religiösen Riten in den Tempel gegangen. Kurkumapulver wird auf der neuen Kleidung und dem Altar verteilt. Jüngere Familienmitglieder zollen den Älteren ihren Respekt. Ein gemeinsames Essen darf auch bei diesem Fest nicht fehlen. Außerdem wird auf Friedhöfen der Vorfahren gedacht.
Die malayischen Muslime feiern das Hari Raya Puasa Fest. Es wird damit das Ende des Ramadan gefeiert. Da der islamische Kalender einige Tage kürzer ist, liegt das Fest immer in ganz verschiedenen Monaten im Jahr. Die Festvorbereitungen beginnen oft schon während des Ramadan. So werden neben der Wohnungsreinigung auch neue Gardinen oder Teppiche gekauft. Die Fenster und Flure werden mit blinkenden Lichtgirlanden verziert. Am Morgen des Festtages geht man gewöhnlich in die Moschee und absolviert die religiösen Riten. Auch hier ist es wichtig, dass die Familie zu Hause zusammenkommt. Eine Besonderheit dieser Region ist, dass sich die Muslime bei dem chinesischen Neujahrsfest das Ritual der Geschenke abgeschaut haben. Und so werden an die Jüngeren Geschenke verteilt, allerdings in grünem Verpackungspapier.
Zum Weihnachtsfest der Christen muss ich an dieser Stelle sicherlich nicht mehr so viel ausführen, da es ja in Deutschland zu den etabliertesten religiösen Festen zählt. Auch hier in Singapore wird im Dezember Weihnachten von den Christen gefeiert. Hier kann man wegen des immerschönes Wetters schon mit dem Frühjahrsputz vor Weihnachten beginnen. Geschmückt und gekocht wird hier auch, denn das Weihnachtsfamilienessen nimmt auch bei den Christen in Singapore einen hohen Stellenwert ein. Wobei traditionell ein Currygericht serviert wird.
Bei allen religiösen Festen fällt auf, dass sich bestimmte Riten über alle Religionen gleichen: Schmücken, Hausputz, Geschenke, viel Essen, Familie, sogar bei den Muslimen eine regionale Besonderheit der Buße und Absolution.
Nun aber zum eigentlichen Ziel meines Besuches in der regionalen Bibliothek. Die Ausstellung „An island by any other name…“ besteht eigentlich nur aus einer Stellwand, an der in einer Welle ein langer Stehtisch gebaut wurde, der wiederum schräg auf dem Boden fällt. Auf diesem Stehtisch sind dann die Karten und Informationen gedruckt. Eine gut anzusehende und gleichzeitig nützliche Idee. Nur war ich am letzten Tag der Ausstellung vor Ort und der Tisch ist in den letzten Monaten auch von einer regionalen Bibliothek zur anderen gewandert, weshalb er schon die ein oder andere Schramme abbekommen hat. Aber die Informationen waren dann sehr schön erarbeitet und kompakt angegeben.
Am Beginn der Darstellungen steht eine alte Bekannte. Die 1621 von Mao Yuanyi veröffentlichte Karte aus der Sammlung seines Großvaters Mao Kun, die sogenannte Mao Kun Map. Diese zeigt und benennt mit chinesischen Schriftzeichen markante Inseln und Berge in der Straits of Singapore, welche zur Orientierung bei der Navigation für Schiffe gedacht war. Ich hatte die Karte schon in der Ausstellung „On Paper: Singapore Before 1867“ in der Nationalbibliothek kennengelernt (siehe Blogpost vom 17.2.2020). Auf dieser Karte wird Singapore mit dem Namen „Danmaxi“ erwähnt. Die Karte beruft sich auf die Angaben von Zheng He, welcher die Region im 15. Jh. per Schiff bereist hat. „Danmaxi“ soll dabei die chinesische Übersetzung von „Temasek“ sein, was die malayische Bezeichnung der Insel von Singapore damals war.
Der deutsche Arzt Lorenz Fries (1490-1532) hat eine Karte von der malayischen Halbinsel auf Grundlage von portugiesischen Seefahrerkarten aus dem Jahr 1502 erstellt. Auf dieser wird der Ort an der Spitze als „Bargimgapara“ bezeichnet.
Dann kommen wir dem heutigen Namen schon etwas näher. Denn auf der Karte von Manuel Godinho de Eredia (1563-1623) wurde die Insel „Singcapura“ bezeichnet. Auch diese Karte konnte ich schon in der On-Paper-Ausstellung sehen. Das besondere an dieser Karte ist, dass Godinho de Eredia die Karte mit den eigenen Erfahrungen erstellen konnte. Er ist in Melaka geboren und hat dort lange Zeit seines Lebens verbracht. So kommt es, dass auf der Karte auch regionale Ortsnamen verzeichnet sind, wie Sune Bodo (Sungei Bedok), Tana Mera (Tanah Merah) und Tanlon Ru (Tanjong Rhu). Außerdem ist auf der Karte „Xabandaria“ verzeichnet, was soviel wie Hafenmeister bedeutet und daraufhinweist, dass Singapore einen bedeutenden Handelhafen schon zu dieser Zeit hatte.
Dann wird eine Karte aufgeführt, die 1686 von der holländischen Ostindien-Company erstellt wurde. Francois Valentijn erstellte die Karte und ihm unterlief ein folgenschwerer Fehler. Den Ort „Singcapoera“ zeichnete er auf dem Festland gegenüber der Insel ein. Das haben andere Kartografen in der Folgezeit einfach übernommen und somit den Fehler auf viele andere Karten übertragen.
Einen ähnlichen Fehler kann man auf der Karte des holländischen Händlers Jan Linschoten sehen. Er verortet „Sincapura“ nicht auf das nördliche Festland, sondern auf das östliche Festland der malayischen Halbinsel. Vielleicht auch hier ein Kopierfehler, da die Karte aus den Angaben des geheimen Kartenmaterials der Portugiesen erstellt worden ist.
Jacques Bellin – und wir sind schon im 18. Jh. angelangt – erstellte eine recht ungenaue Karte, der man anmerkte, dass er die Region nicht kannte. Die Straße von „Sincapour“ an der Insel entlang ist zwar eingezeichnet und benannt, aber die Insel selbst wird als „Pulo ou Isle Panjang“, also The Long Island, bezeichnet.
Zuletzt erwartet mich wieder eine gute bekannte Karte, die mir nun schon sehr oft über den Weg gelaufen ist. Die Darstellung der Schlacht zwischen Holländern und Portugiesen im Jahr 1603. Vielleicht erinnert sich jemand, zuvor haben die Holländer das portugiesische Handelsschiff „Santa Catarina“ ausgeraubt. Diese Schlacht wurde auf der detailiert gezeichneten Karte dargestellt. Beschrieben ist die Karte auf deutsch, da sie in Frankfurt/M. erstellte wurde. Diese Karte ist aber noch in der Hinsicht interessant, da die Küstenlinie von Singapore sehr genau gezeichnet wurde. Die Bezeichnung für die Stadt lautet diesmal „Sinca Pora“.
Eine Interaktion darf bei einer Ausstellung nie fehlen. Und so können Kinder mittels Papier vergrößerte Elemente wie Fische oder Schiffe aus der motivreichen und dekorativen Karte Henricus F. van Langren mit dem Titel „Extra & Accurata Delinerarie World Map“ aus dem Jahr 1595 von der Wand abpausen.
Als Abschluss des Bilbliothekbesuches geht es für mich gegenüber ins Foodclique Hawker Centre, wo sich ein Hawker-Stand auf Hokkien-Vegetarian-Essen spezialisiert hat.
Hier die Eindrücke aus der Regional Jurong Library: OtherName