The SPF200 Exhibition: Frontier Town to Safest City
Die Singapore Police Force (SPF) feiert in diesem Jahr ihr 200 jähriges Bestehen. Dazu gibt es eine Sonderausstellung im Nationalmuseum (siehe auch Blogpost vom 7.2.2020). Viele der zahlreichen Austellungsstücke stammen aus dem Police Heritage Centre, welches deswegen auch bis Mai geschlossen bleibt. Das Motto der Ausstellung „Frontier Town to Safest City“ zeigt auch einen Erfolg, auf den Singapore zurecht stolz sein kann. Neben der Geschichte der Sicherheitskräfte ist für mich natürlich interessant, warum das Sicherheitssystem hier in Singapore so viel mehr erfolgreicher ist, als in anderen Ländern.
Aber zunächst zur Geschichte. Nach der Ansiedlung der Briten und dem rasanten Wachstum des Hafens, gab es natürlich auch Probleme mit der rasant wachsenden Kriminalität. Farquhar, der die Organisation des Handelspostens in den ersten Jahren leitete, drang darauf, dass die EIC Sicherheitskräfte finanzierte. Raffles aus seinem entfernten Aufenthaltsort sah das zunächst anders, er wollte die Einheimischen nicht verschrecken. Der Briefwechsel der beiden ist anschaulich in der Ausstellung dargestellt. Schließlich bewilligte Raffles die Maßnahmen, die Farquhar aber schon wegen ihrer dringlichen Notwendigkeit eingeleitet hatte. Die Polizei startet 1820 mit einer Truppenstärke von 12 Mann. Im Jahr 1857 gab es dann mit Thomas Dunman den ersten hauptamtlichen Polizeikommisar. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung in Singapore stieg auch die Anzahl der Sicherheitskräfte und es stieg vor allem auch die Korruption und Willkür dieser Kräfte. Zu einem ersten Schnitt kam es, als man diese Entwicklung zu stoppen versuchte, als man 1879 die als besonders zuverlässig geltenden Sikh als Polizei- und Wachkräfte einstellte. Aber dies war nur partiell erfolgreich und so war die Verstrickung von Polizei- und Zollbeamten in den blühenden Opiumhandel bis in höchste Kreise vorhanden. Während der Besatzung durch Japan Anfang der 1940er Jahre wurden die meisten Polizeikräfte weiterbeschäftigt. Sie durften sogar die Uniform weiter benutzen, nur musste an den Schnallen die Krone im Hoheitszeichen aus dem Metall poliert werden. Nach dem Krieg bis in die 1950/60er Jahre hinein musste sich die Polizei spezialisieren, da zahlreiche Rassenunruhen und politische Aufstände über die Insel fegten (siehe auch Blogpost vom 26.7.2019 und 11.9.2019) und die Umtriebe der mafiösen Secret Societies zunahmen. 1954 wurde eine Spezialeinheit gebildet, welche sich auf die Bekämpfung der organisierten Kriminalität fokusierte. Das gezeigte Videomaterial zu den kommunistischen und muslimischen Unruhen war sehr interessant und zeigt Film- und Fotoaufnahmen der damaligen Zeit.
Lee Kuan Yew versuchte dann nach der Unabhängigkeit des Landes die hohe Kriminalität zu bekämpfen. Einerseits waren die Wohnungsbaumaßnahmen, das Durchgreifen der Justiz und andere politische Rahmenbedingungen erfolgreich, aber auch die Organisation und Umorganisation der verschiedenen Polizeikräfte, z.B. von Volunteerskräften, in Singapore trugen zur effektiven Bekämpfung bei.
Trotzdem, und das war auch so neu für mich, war die Kriminalität in den 1970/80er Jahren noch relativ hoch. Als wohl die beiden erfolgreichsten Maßnahmen stellten sich danach einerseits eine großflächige Videoüberwachung dar, welche die Täter sofort ermittelbar und die Taten sofort beweisbar machten. Somit wirkten sie auch präventiv. Andererseits wurde die Neibourhood Police eingerichtet, welche kleine Polizeistationen in den Wohnvierteln stationierte. Neben der unmittelbaren Präsenz waren die Polizisten nun gleich von den Menschen erreichbar und sie führten auch präventive Maßnahmen durch. Das System hat sich Singapore vom japanischen Koban-System abgeschaut. Japan ist ja auch eines der sichersten Länder weltweit.
In der Ausstellung kann man sich auch als Detektiv betätigen. In einer Kabine wird einem ein Kriminalfall gezeigt, den man dann per Quiz am aufgebauten Tatort lösen kann. Zum Schluss werden in einer multimedialen Installation die Hightech-Ausstattungen der verschiedenen Polizeikräfte gezeigt. In Deutschland hätten deswegen vor einer solchen Ausstellung mit einer solchen Waffenpräsenz wahrscheinlich die Grünen mit einer Mahnwache vor der drohenden Militarisierung gewarnt. Hier in Singapore geht es um moderne Einrichtungen und Ausstattungen der Polizeikräfte in der sichersten Stadt der Welt und um ein ausgeprägtes Sicherheitsdenken in der Gesellschaft. Ergebnis: 587 Straftaten pro 100.000 Einwohner (wobei fast 20% der Fälle auf Betrug, besonders dem wachsenden Internetbetrug entfallen), Berlin 14.160 Straftaten pro 100.000 Einwohner. In dem Flächenland Bayern, welches als die sicherste Region Deutschlands gilt, sind es 4.889 Straftaten pro 100.000 Einwohner. Aber keine Angst liebe Bayern, das Niveau wird mit einem nächsten grünen Kanzler an Berlin angeglichen, indem „gefährliche“ Überwachungskameras abgebaut werden. Denn wie heißt es im Parteiprogramm der Grünen zur Videoüberwachung: "Diese Formen der Überwachung treffen unterschiedslos alle Bürger*innen. Ohne konkrete Gefahr oder Verdacht wird flächendeckend beobachtet. Das bringt für echte Sicherheit nichts und ist mit einer freiheitlichen Demokratie nicht vereinbar."
In Singapore dagegen gab es im Jahr 2018 einen zusammenhängenden Zeitraum von 165 Tagen an denen keine Berichte über Diebstahl, Raub oder Einbruch vorlagen. Und das bei einer Großstadt von 5,7 Millionen Einwohnern. Liebe naiv-dumme Grünen, Videoüberwachung im öffentlichem Raum bringt eben doch echte Sicherheit.
Hier kann man die Sicherheit auch direkt spüren. So bleibt meine Appartementtür in dem Wohnungskomplex manchmal nur leicht gesichert. Auf die Frage an den Vermieter, ob das nicht gefährlich ist, schaute er mich mit großen Augen und Unverständnis an und bemerkte, wieso, das ist hier alles sicher.
Hier meine Eindrücke aus der SPF200-Ausstellung: The SPF200 Exhibition