The Singapore Story: Die rassistische Politik der UMNO

Eines hat Lee Kuan Yew völlig unterschätzt. Die Kraft und die Macht des malaysischen Rassismus. Die Stellung des Menschen malayischer Abstammung über den der anderen Menschen ist nicht nur tief in der islamischen Religion verwurzelt, sondern wurde als alleinige Regierungslegitimation und Machtinstrument in Malaya seit der Unabhängigkeit angewendet. Malayen wurden sogar gesonderte Rechte in den Gesetzen zugesprochen. Diese Kraft, so hoffte Lee, konnte mit guten politischen Angeboten und Lösungen für die Menschen - und zwar jeder Rasse - in Malaysia gebrochen und das Land zu einer prosperierenden Region entwickeln. Da hat er sich geirrt. Die UMNO fuhr nach dem Zusammenschluss vom ersten Tag an eine Politik der Ausgrenzung und Benachteiligung der Chinesen und Inder; genauso, wie sie es schon im bisherigen Malaya gemacht hatte. Man blockierte seitens der Zentralregierung eine aufstrebende Wirtschaftspolitik in Singapore, weil dort die Mehrheit der Menschen eben nicht malayischer Herkunft waren und man deshalb den Menschen keinen wirtschaftlichen Erfolg gönnte. Auch wenn die Intension von Tan Siew Sin durch die Blockade der wirtschaftlichen Entwicklung Singapores darin bestand, dass er für die PAP keinen Erfolg zulassen wollte, um die eigene politische Machtposition durch die chinesischen Bewohner von Malaysias (außerhalb Singapores) zu behalten. Selbst wenn er durch seine Politik den Chinesen massiv schadete.
Die UMNO hetzte gegen die örtliche Regierung und stachelte zu Rassenunruhen auf. Hetzkampagnen mit der bewussten Verbreitung von Lügen bis nach Britannien wurden intensiv geführt. In Großbritannien aber von Gerichten als solche enttarnt.
Ich weiß nicht, ob die malayischen Führer ihre eigene Dummheit bis heute bemerkten oder ob sie ganz in ihrem Machterhaltungswahn gar nicht mehr wahrgenommen haben, dass gerade Lee Kuan Yew sein ganzen Leben lang, trotz der oft bildungsärmeren Schichten unter den Malayen und die oft nicht vorherrschende Zielstrebigkeit beim Lernen und Arbeiten unter den Malayen, die Chancengleichheit aller Menschen in einem prosperierenden Staat in den Vordergrund gestellt hat. Die Integration von Singapore in die malayische Halbinsel war ihm immer eine Herzensangelegenheit und das sogar gegen chinesische separatistische Kräfte. Anstatt dies zum Wohle des eigenen Landes zu Nutzen, sorgten sich die Regierenden in Kuala Lumpur nur um die eigene Macht, die sie in der Person von Lee Kuan Yew mit seinen intelligenten politischen Konzepten und eigenen integren Charakter gefährdet sahen.
Trotzdem kann man heute urteilen, dass der massive Versuch der PAP sich in ganz Malaysia zu etablieren, ein großer Fehler war und die politische und menschliche Konfrontation der Regierenden in Kuala Lumpur und Singapore wesentlich verschärfte. Selbst wenn dieser zunächst erfolglose Versuch gelungen wäre, hätte es starke Gegenreaktionen hervorgerufen, welchen die PAP sicherlich schwer zugesetzt hätte. Selbst die Chinesen die in der Alliance mit der Regierung Malaysias tätig waren, wollte ihre Machtpositionen nicht hergeben und duldeten die demütigende Politik der Malayen.
Die Aktionen der regierenden UMNO in Singapore in Person von Syed Ja’afar Albar kann man getrost als Kriegsführung bezeichnen. Einem Krieg, die der muslimische Albar angezettelt und angeheizt hat und die ganze Zeit rethorisch befeuert hat. Der zwar für ihn zum Schluss verloren ging, aber viele Opfer während der langanhaltenden Rassenunruhen in Singapore gefordert hat. Lee zu den Rassenunruhen: “People did foolish and vicious things to each other when the enemy was identified only by race...”
Das rassistische Aufhetzen der Bevölkerung in Singapore seitens der muslimischen Malayen war dabei kein Einzelfall. Chinesische politische Akteure berichteten ähnliche Vorgänge aus ihren Regionen Malaysias. Lee erinnerte sich: “During a session of the federal parliament in November 1964, Dr Lim Chong Eu, MP and leader of the opposition United Democratic Party (UDP) based in Penang, commiserated with me over the two race riots we had suffered in Singapore. He said he had experienced it all. From his description of the disorders in Penang in the 1950s, I realised that what Albar and his UMNO Turks had applied in Singapore was a well-tested method. The police and the army held the ring while favouring the Malay rioters - usually bersilat groups, thugs and gangsters let loose to make mischief. Once passions were aroused and enough Chinese counter-attacked, even ordinary Malays joined in. When the Chinese hit back, they were clobbered by the police and army: law and order were enforced against them, not against the Malays.”
Aber der Aufhetzer Albar hatte bei seinen hetzerischen Frontkämpfen immer die Unterstützung der “Kriegsstrategen” seitens der UMNO-Chefs hinter sich. Goh Keng Swee äußerte sich später in Erinnerung an die Gespräche mit UMNO-Führern in dieser Zeit dazu: “Well, whatever the outcome was, the riots took place, Razak was involved in it and it was clearly his intention to remove Mr Lee from office. That was the purpose of Albar’s campaign.”
Mittlerweile war die politische Zerstrittenheit zwischen der Zentralregierung in Kuala Lumpur und der Regionalregierung in Singapore so groß, dass man sich über Maßnahmen Gedanken machte, die Singapore nicht mehr in den Staat Malaysia einbindet, sondern eher den unabhängigen Weg einschlug. Allerdings zeigt sich hier wieder einmal die politische Unfähigkeit der Akteure in der Zentralregierung. Einerseits wollte man Singapore loswerden und andererseits wollte man nicht, dass Singapore dadurch kommunistisch dominiert wird und somit eine Gefahr für den Süden Malaysias darstellte. Lee dazu: “These discussions about «rearrangements» were confusing and frustrating because the Tunku and Razak went backwards and forwards in their successive proposals.”
Dass es der UMNO beim Zusammenschluss mit Singapore vor allem um die Angst vor einer kommunistischen Spitze der malayischen Halbinsel ging, sagte der Tunku 1965 selbst: “(Singapore) «would perhaps have been made a second Cuba and the position for us would be untenable... and that was why the central goverment supported the PAP...»”
Was für eine Kraft kostet es Lee Kuan Yew, wenn er erst die ideologischen zerstörerischen Kräfte der Kommunisten abwehren musste, um sich gleich darauf gegen die rassistischen hetzerischen und beleidigenden Kräften der Malayen wehren zu müssen. Lee erkannte: “We had jumped out of the frying pan of the communists into the fire of the Malay communalists.”
Was für eine Geduld und Zuversicht zur eigenen politischen Fähigkeit und Wirkung musste Lee Kuan Yew besitzen, um die weitere Kraft zum politischen Handeln aufzubringen. Dazu schrieb er in seinen Memoiren: “I was terribly depressed, but determined not to allow the situation to get worse by showing any sign of despair. If we were to fight and win this battle, the morale of the population and their will to resist was of the utmost importance.”