Fazit meiner Reise nach Singapore
Nun bin ich also wieder in Deutschland. Etwas unfreiwillig früh, aber immerhin waren es 12 Wochen intensive, spannende und interessante Erfahrungen und Einblicke in Singapore. Die schiere Menge an Informationen und Erkenntnissen lag natürlich auch daran, dass ich schon in dunkler Vorahnung der Entwicklung zum Coronavirus mit meinen Touren bis zur Aufnahme- und Verarbeitungskapazitätsgrenze losgelegt habe. Ich habe mir in den ersten Wochen kaum eine Pause gegönnt, entweder eine Tour mit Lesen der Heritage-Booklets vorbereitet, die Tour mit dem Wegeverlauf geplant, eine Tour durchgeführt oder die Tour ausgewertet und Fotovideos erstellt. Somit habe ich trotz der stark verkürzten Zeit das kulturelle Erbe aller wichtigen Ethnien – Chinesen, Inder, Malayen, Eurasier – kennengelernt und die Zeit mit Heritage-Angeboten von Ausstellungen, wichtigen Orten und Veranstaltungen bestmöglich genutzt.
Fast täglich sitze ich auf die Terrasse des Kopitiam im Vista Point (siehe Foto), habe dort meinen Kopi Susu getrunken, die Blog-Texte geschrieben und gelesen, meistens in Booklets über geschichtliche Hintergründe. Dabei konnte ich das Leben der umliegenden HDB-Wohnanlagen, die Menschen, die zum Essen und zum Einkaufen kamen und die alten Chinesen beobachten, die regelmäßig auf der Terrasse ihr Bier tranken, Zeitung lasen und ihre Scherze machten. Dabei ging eine gut gelaunte Angestellte des Getränkestandes herum und goss fleißig Bier in die Gläser nach. Der Konsum musste angekurbelt werden. Eine Frau, die die Tische abräumte und abwischte zeigte mir augenzwinkernd ihren Trick zur Verscheuchung der dreisten Vögel. Sie holte einen Laserpointer heraus und zielte auf die Vögel, die daraufhin abhauten. Obwohl ich schon den Eindruck hatte, dass die Tiere schon bei Wahrnehmung dieser Frau das Weite suchten. Am Getränkestand brauchte ich gar nichts sagen, man kannte mich und bereitete schon einen Kopi Susu vor. Das ist eine Art starker Kaffee, der mit heißem Wasser verdünnt und mit gezuckerter Milch gesüßt wird. Man versuchte dem „German“ ein paar malaiische Wörter beizubringen, welche aber der „German“ sich nicht so leicht merken konnte. Alles schöne Momente, die mir immer in Erinnerung bleiben werden.
Was waren aber die Erkenntnisse? Die tiefere Sicht auf einen anderen Kulturraum in der Welt ist schon immer das Ziel meiner zahlreichen Weltreisen gewesen. Spannend wird es dann, wenn man einen längeren Zeitraum als einer Urlaubsreise in einem anderen Kulturraum leben darf und auch viel Zeit zum Kennenlernen der anderen Lebensweise hat. So brachte mir mein dreieinhalb jähriger Südamerika-Aufenthalt vor über zehn Jahren einen wahnsinnigen Erkenntnisschub und so gab mir auch dieser dreimonatige Aufenthalt in Singapore einen gewaltigen Erkenntnisgewinn. Ich glaube, dass viele Menschen in Deutschland oder Europa den Wert einer solchen Erfahrung massiv unterschätzen und wie es die eigene geistige Entwicklung ungemein positiv beeinflusst. Das Leben in Deutschland und Europa kann nett sein. Aber man entwickelt sich geistig nicht weiter. Im Gegenteil, die Konzentration auf die eigenen Erfahrungen innerhalb der europäischen Kultur ohne den Blick darüber hinaus, schafft nur eine eingeschränkte Sicht. Man schwimmt nur in der eigenen Suppe mit seinen Gedanken und Ideen. Dieser Umstand hat mich auch hier in Singapore verstärkt mit der kolonialen und vorkolonialen Geschichte beschäftigen lassen. Denn die Menschen, die seit dem 16. Jh. in Europa Richtung Südost- und Ostasien mit ihren gewaltigen Handelsschiffen aufgebrochen sind, haben ebenso diese Erfahrungen machen dürfen und konnten ihren Geist erweitern. Die Errichtung der Handelsposten der verschiedenen Ostindiengesellschaften in dieser Region hat vielen – nicht allen – europäischen Menschen einen anderen Blick auf das bisherige europäisch-zentrierte Bild gegeben. In dem Buch „Singapur im Würgegriff“ („The Singapore Grip“) von James Gordon Farrell wird dieses Element sehr schön gezeigt. Es spielt in den 1940er Jahren in Singapore und zeigt die verschiedenen Weltansichten von einem zugereisten Europäer (Matthew Webb) und der in Singapore wohnenden Geschäftsleuten (Familie Blackett).
Für mich bleibt in Singapore auf jeden Fall die Erkenntnis, dass die ostasiatische und südostasiatische Kultur der europäischen Kultur weit überlegen ist. Die Geschwindigkeit der Modernität mit gleichzeitiger Bewahrung der eigenen kulturellen Identität ist atemberaubend. Die Organisation in der Gesellschaft zeichnet sich gegenüber der europäischen und nordamerikanischen Gesellschaft als zielführender und gemeinschaftlicher aus. Während die individualistischen Gesellschaften Europas und Nordamerikas in egoistischen Einstellungen und einem hohen Maß an gesellschaftlicher Ignoranz und Desinteresse an der gesellschaftlichen Gesamtentwicklung gekennzeichnet ist, werden nicht nur in Singapore (auch in China, Hongkong, Taiwan, Südkorea und Japan) gesellschaftliche Fragen von den meisten Bewohnern intensiv in den Fokus der eigenen Lebensführung und Meinung gestellt. Community Centre, wie es sie in den Wohnvierteln von Singapore gibt und mit Angeboten zu gemeinschaftlichen Aktivitäten rege genutzt werden, gibt es in Deutschland nicht. Und kein Politiker hat ein Interesse am Aufbau einer solchen kommunalen gemeinschaftlichen Struktur. Das überlässt man Sportvereinen und Religionsgemeinschaften in einer begrenzten Präsenz und immer an der finanziellen Grenze. Ein gemeinschaftliches Gesellschaftsverständnis wird in Deutschland nur von leistungsschwachen Personengruppen gefordert, die damit soziale Transferleistungen (direkt und indirekt) in die eigene Richtung bezwecken. Die großen Wohnanlagen, in denen die überwältigende Mehrheit der Bewohner von Singapore wohnen und die auf ein gemeinschaftliches Leben konzipiert und ausgerichtet sind, stoßen bei Deutschen überwiegend auf Ablehnung. Hier konzentriert man sich aufs individualistische Umfeld im Eigenheim und der Eigentumswohnung in überschaubaren Wohnhäusern. Auffällig ist jedenfalls, dass in dieser gemeinschaftlichen Kultur in Singapore keine marodierende Jugendliche Parkbänke verdrecken oder Leute anpöpeln. Es gibt keine betrunkenen oder bekiffte Menschen, denen man ausweichen muss. Überhaupt ist auf den Straßen, Plätzen, in den Cafes und den zahlreichen Essständen kein Machogehabe von pubertierenden Jugendlichen zu sehen, kein Geschrei von heranwachsenden Mädchen um irgendwelchen Jungs zu gefallen. Bei all dem Gewusel der dicht gedrängten Einwohner von Singapore geht vieles lebhaft, aber meistens ohne Streit oder Geschrei mit Anstand und Sitte vonstatten. Es ist eine Atmosphäre der Sicherheit und des Respekts; eine Atmosphäre zum Wohlfühlen.
Was für mich ebenfalls sehr stark wiegt, ist der Drang zu Bildung und Wissen. Während in Deutschland die Standards und Anforderungen im Schulsystem in schwindelerregender Geschwindigkeit verschlechtert und abgebaut werden und die Lese- und Schreibfähigkeiten der Schüler in Richtung Kleinkindniveau sinken, entstehen in Singapore neue moderne Eliteschulen für die besten Schüler und Fördereinrichtungen für lernschwache Schüler. Eine polytechnische Ausrichtung ist dabei selbstverständlich. Der Drang der Menschen nach Höchstleistung und der gezeigte Fleiß ist dabei bemerkenswert, gerade wenn man in Deutschland die Jugend in Motivationslosigkeit und der Forderung nach Abbau von Leistungsschranken sieht. Hier in Singapore will man Wissen aktiv erfahren, in Deutschland gelten Wohlfühlprojekte zu Klima- und Genderfragen als intellektuelle Höchststufe. Die von mir besuchten Ausstellungen zu den verschiedenen Themen sind auf höchstem Niveau aufbereiten, multimedial aufwendig unterstützt und mit einer gewaltigen Wissensvermittlung verbunden.
Die zahlreichen und immer noch neu entstehenden Bibliotheken in Singapore sind voller Leute. Junge und alte Menschen beschäftigen sich mit Büchern, Zeitschriften und multimedialen Lernmitteln. Die ganzen Bibliothekssäle waren immer äußerst gut besucht, wenn ich in diesen Einrichtungen Veranstaltungen oder Ausstellungen besucht habe; egal welcher Wochentag, egal welche Uhrzeit. Kleine Kinder, Schüler, Jugendliche, Erwachsene und Rentner brachten ihre ausgeliehenen Bücher zu den automatischen Rückgabestationen und schon kleine Kinder waren Stolz, wenn sie die Technik der Stationen bedienen und das Buch in den Rückgabeschacht einlegen durften.
Die Bildungspolitik macht aber bei der Wissenvermittlung nicht halt. So steht jede Schule für bestimmte Wertevermittlung und macht dies deutlich sichtbar. Die Woodlands Ring Secondary School in meiner Nähe steht für folgenden Werte: „Our School Values: Responsibility, Respect, Resilience“ (Verantwortung, Respekt, Unverwüstlichkeit) und weiter bekunden sie: „Our School Motto: WORK hard and smart, RISE to every challenge, SERVE the community“. Diese Werte findet man dann in der Gesellschaft wieder.
Ein gesellschaftlicher Gerechtigkeitssinn ist ebenfalls stärker ausgeprägt. Sicherheit für die Menschen spielt eine große Rolle und kriminelle Machenschaften werden weniger toleriert. Wenn man in Deutschland über Diebstähle und Betrügereien erfährt, so kommt von den meisten Menschen ein egoistisches Schulterzucken der Hilflosigkeit und Opferignoranz. Es hat ja einen selbst nicht getroffen. Man kann da nichts machen. Einer Forderung nach Videoüberwachung wird ständig mit dem dümmlichen Schreckgespenst Datenschutz reflexartig begegnet. Oder die Bevölkerung wie im Parteiprogramm der Grünen schlichtweg angelogen: „Das bringt für echte Sicherheit nichts und ist mit einer freiheitlichen Demokratie nicht vereinbar.“. Ganz abgesehen von einer wirkungslosen Justiz und Polizei. Offizielle Stellen versuchen die Kriminalitätsstatistiken zu beschönigen und politisch zu manipulieren, indem man den Rückgang bei (gemeldeten) Fahrraddiebstählen gegen gestiegene Gewaltverbrechen aufrechnet (Bayern / CSU) oder mehrere Wohnungseinbrüche statistisch plötzlich nur noch unter einer Straftat führt (Thüringen / Linke). Während die SPD in Wahlkampfparolen und -plakaten das Wort „Gerechtigkeit“ geradezu inflationär benutzt und dann mit ihrer Politik beispielsweise in Berlin (siehe Kriminalitätsstatistik aus meinem Blogpost vom 12.3.2020) die Menschen im Stich lässt, geht man hier in Singapore mit der Senkung der Kriminaltität aktiv um. Regionale Polizei greift durch, flächendeckende Videoüberwachung ist akzeptiert, die Verbrechensfälle werden auf großen Tafeln aufgeführt. Verbrecher und Angeklagte werden mit Foto in der Zeitung abgebildet. Polizei und Justiz arbeiten schnell und mit hoher Effizienz und Effektivität. Eine Bewährungsstrafe für Gruppenvergewaltiger wie erst vor wenigen Tagen in Mülheim an der Ruhr, wäre hier in Singapore undenkbar. Eine solche Farce drückt auch eine gewaltige staatliche Respektlosigkeit gegenüber den Opfern aus. Aber, wie schon geschrieben, ist in Deutschland halt jeder Bürger und jeder Politiker vor allem sich selbst der Nächste oder in seiner Ideologie gefangen. Den Rest erledigt die Trägheit der Menschen in Deutschland. In Singapore spielt die Gemeinschaft mit ihren konfuzianischen Werten eine größere Rolle. Das bringt dieser Kultur den entscheidenden Vorteil und die höhere Lebensqualität.
Ein wesentlicher kultureller Faktor ist auch der Respekt, der älteren Menschen entgegengebracht wird. In der ost- und südostasiatischen Kultur begegnet man älteren Menschen in der Regel mit Ehrfurcht und Rücksichtnahme. Man hat einen hohen Respekt vor deren Lebenserfahrung und -leistung. Die Familien widmen den älteren Familienmitgliedern eine hohe Aufmerksamkeit. In Singapore gibt es für die sogenannte „Merdeka-Generation“, also der Generation aus den Gründungsjahren, besondere medizinische und gesellschaftliche Vorteile, ob spezielle medizinische Betreuung oder Rabattkarten für Produkte und Serviceleistungen.
Coronavirusparties von Jugendlichen oder linke ideologiegetriebene und rechte verschwörungstheoretische Demonstrationsaufrufe während der Coronaviruszeit wie in Deutschland, die die im Hinblick auf eine Viruserkrankung und deren Folgen gefährdete ältere Generation von Menschen verhöhnen, oder sogar das Anhusten von älteren Menschen durch Jugendliche wie in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gemeldet, wäre hier in Singapore undenkbar. Auch die Fundamentalopposition der AfD wirkt naiv und weltfremd, wenn sie auf Maßnahmen und Vorschriften gegen die Ausbreitung des Coronavirus verzichten und den Menschen die alleinige und freiwillige Wahrnehmung der Schutzmaßnahmen überlassen will. Das ist gefährliche Politik auf Kosten der älteren Menschen. Die AfD hat bei ihrer betonten kulturellen Erhaltungsideologie die westliche Kultur gar nicht verstanden oder kann die Folgen der eigenen politischen Forderungen gar nicht abschätzen. Die westliche Kultur nimmt eben keine Rücksicht auf die Gesellschaft, sondern der freiheitliche individuelle Nutzen des einzelnen Menschen steht im Vordergrund des Handelns. Das wird deutlich, wenn sogar unter dem Beifall der Schaulustigen hunderte Menschen trotz Versammlungsverbot in den meisten deutschen Städten gegen die Coronavirus-Maßnahmen mit dem Verweis auf Demokratie und Freiheit demonstrieren. Hier in Singapore haben die meisten Menschen ohne staatliche Verordnung zum Schutz der anderen eine Maske getragen, in Deutschland lehnt man das ab und diskutiert wochenlang darüber. Das ist ein entscheidender Faktor in der kulturellen Identität in Ostasien; im Vergleich zur westlichen europäischen Kultur.
Man darf mich aber bitte nicht falsch verstehen, die Asiaten sind nicht die besseren und perfekten Menschen. Es gibt auch hier viele rücksichtslose Grab-Food-Fahrer, Jugendliche, die im Zug nicht für alte Leute aufstehen, weil sie in ihr Smartphone vertieft sind, Sitznachbarn die beim Schlafen im Zug auf deine Schulter fallen, Studenten die Studentinnen heimlich in der Dusche filmen, Internetbetrüger, die versuchen arglose Nutzer zu täuschen, auch den ein oder anderen Hawker-Koch, der vom Ausländer etwas mehr kassiert. Es gibt in den ostasiatischen und südostasiatischen Staaten auch viele korrupte Politiker, die zum Schaden der Gesellschaft vor allem in die eigene Tasche wirtschaften oder die eigene Macht für den eigenen Vermögensaufbau verwenden. Es sind alles immer noch Menschen mit allen egoistischen und respektlosen Eigenschaften, welche die Evolution weltweit hervorgebracht hat. Aber die Kultur mit ihren gesellschaftlichen Werten und das gesellschaftliche Bewusstsein verhindern eine Dominanz dieser Eigenschaften, wie sie längst in einer wehrlosen Form in westlichen Demokratien auf Marktplätzen, in Parks, auf Bahnhofsvorplätzen und vor allem in Gerichtssälen und Polizeiwachen zu sehen ist.
Die in der westlichen Welt etablierte individualistische, ungezügelte egoistisch-freiheitsbetonte, linksideologische, ignorante und überhebliche Mainstreamkultur führt geradewegs in den kulturellen Abstieg, während die leistungsorientierte, fleißige, geschäftssinnige und gemeinschaftlich-orientierte Kultur in Ost- und Südostasien die verlorene Zeit von chinesischen korrupten Kaiserdynastien, der werte– und regierungslose Zustand der chinesischen nachkaiserlichen Zeit, kolonialen Vernachlässigungen, japanischen Asienkrieg, kommunistischer Kulturrevolution, Roter Khmer Terrorherrschaft und vietnamesischen Kommunismus vergessen macht und eine gesellschaftliche Kultur wieder zur Blüte führt.
Dabei schafft der pragmatische marktwirtschaftliche Staatskommunismus in China mittlerweile ein menschenfreundlicheres Gesellschaftsklima und wohlhabeneres Leben als die heuchlerische freiheitliche Demokratie des Westens. In Deutschland werden mittlerweile Menschen wegen ihrer Regierungskritik ausgegrenzt, siehe Uwe Steimle mit Verbannung vom MDR, Entlassung des Fahrers des Landrates von Mühldorf, Anordnung von Neuwahlen in Pfarrgemeinderat der katholischen Kirche in Potsdam. Es ist glatt weg heuchlerisch auf eine prekäre Menschenrechtssituation oder fehlende Meinungsfreiheit in China hinzuweisen. Verhältnismäßig sind mittlerweile in Deutschland gewaltätige Übergriffe auf Oppositionspolitiker zahlreicher als Maßnahmen gegen Regierungskritiker in China oder der Opposition in Singapore. Und wenn in Facebook und Twitter in Deutschland regierungskritische und dem linksideologischen Mainstream entgegengesetzte Meinungen massenweise gelöscht werden und Profile gesperrt werden, dann darf man sich wahrlich nicht über irgendwelche Medien- oder Internetkontrollen in China oder Singapore beschweren. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Diese Heuchelei der freiheitlichen Demokratien, gerade in Deutschland, durchzieht die gesamte Gesellschaft; Bürgertum, Wirtschaftseliten, Intellektuelle, Künstler und Medien gleichermaßen.
Weltoffenheit heißt hier in Singapore, dass jeder mit Geschäftssinn, Arbeitsstelle und Vorteil für das Land herkommen und tätig werden kann. In Deutschland setzt man solchen arbeitswilligen Menschen und Personen mit Unternehmergeist durch Gesetze und der überbordenden Bürokratie Schranken und hohe Hürden und versteht unter Weltoffenheit, dass afrikanische, arabische und südasiatische ungebildete, charakterlose und respektlose Menschen zügellos das Sozialsystem Deutschlands plündern können und als unantastbare Kaste im Gesellschaftssystem präsentiert werden. Uns geht es ja gut. Wir sind ja reich. Wir können uns solche moralischen Selbstwertgefühlssteigerungen leisten. Was für ein lächerliches Gesellschaftsverständnis.
Dazu passend mein Erlebnis am Flughafen München bei meiner Rückreise: Am zweitgrößten Flughafen von Deutschland kommen nachts zahlreiche Obdachlose in das Gebäude. Sie sind verdreckt und stinken, benehmen sich mit komischen Lauten auch eigenartig, belagern die wenigen Sitzmöglichkeiten und verdrecken diese natürlich. Eine morgendliche Säuberung finden nicht statt. Der Sicherheitsdienst, die Konzernsicherheit und die Bundespolizei dulden unter den Augen internationaler Gäste diese Belagerung. Begründet wird es damit, dass in den Obdachlosenheimen von München die Sicherheit für die Obdachlosen nicht gewährleistet werden kann. Sie werden von anderen Obdachlosen bestohlen und geschlagen. Alle Beteiligten am Flughafen sehen das als humanen Akt. Wie krank muss eine Gesellschaft schon sein, wenn sie nicht erkennt und entsprechende Maßnahmen umsetzt, die eine sichere Unterbringung in den vorhandenen Odachlosenheimen gewährleistet, die Verbrecher ins Gefängnis steckt und die Verdreckung und Belästigung am Flughafen verhindert. Es sind einfach durchzuführende Maßnahmen. Ein beispielhaftes Versagen der SPD/Grüne-dominierten Stadtregierung. Zur Abfahrt durfte ich am Bahnhof des Flughafens noch Blutspuren an der Sitzbank und diverse flüssige Schleifspuren der Obdachlosen auf dem Bahnsteig bewundern. Selbst bei meinen Reisen in Afrika habe ich solche Zustände nicht erlebt.
Die lebenswertere und weitsichtigere Politik wird in Ostasien gemacht. Europa wird die Entwicklung des alten Ägyptens nehmen. Vor 2.000 und 3.000 Jahren erblühte am Nil die menschliche Kultur mit außergewöhnlichen Schriften, Staatsorganisation, Verteidigung und Landwirtschaftstechniken. Heute ist Kairo eine vermüllte, graue, staubige, kriminalitätsdominierende, mit respektlosen Männer durchtränkte Stadt – eine Zukunftsvision für Europa.
Wer heute nach Singapore reist – wenn es nach der Coronaviruskrise wieder möglich ist – schaut dagegen in eine moderne und menschenfreundlichere Umgebung. Die Politik der Nachhaltigkeit, öffentlicher Mobilität, Ressourcenschonung und grünem Wohnumfeld hat Singapore längst in pragmatischer Form ohne Pathos und Ideologie umgesetzt und ohne den von den deutschen Grünen ausgerufenen religiös-fanatischen und teuren Klimarettungkrieg führen zu wollen. In Singapore stellt man sich technologisch auf Klimaveränderungen ein, ohne den Wohlstand zu gefährden oder das gesellschaftliche Vermögen wirkungslos zu verschleudern.
Man darf hoffen, dass die junge Generation in Singapore durch die Gewöhnung an diesen Wohlstand nicht die gleichen Fehler wie in anderen Wohlstandgesellschaften macht (im Übrigen Fehler, die im Laufe der Geschichte weltweit gemacht wurden). Das Vergessen, was diesen Wohlstand geschaffen hat, ist der größte Feind der Gesellschaft in Singapore. Konfuzianische Werte müssen auch 2.500 Jahre nach Konfuzius gepflegt und gehegt werden.