An Old New World
Nach dem ich schon einige Veranstaltung zur Ausstellung im Nationalmuseum besucht habe, ist nun auch die Exposition „An Old New World: From the East Indies to the Founding of Singapore, 1600s–1819“ selbst an der Reihe (Offizielle Ausstellungsseite im Blogpost vom 29.12.2019).
Bei der Ausstellung geht von den Anfängen des Südostasien-Handels bis zur Gründung des modernen Singapore, obwohl auch ein wenig in die Raffles-Zeit gegangen wird.
Mit der Organisation der Ostindien-Companies bin ich ja mittlerweile schon ziemlich vertraut, was für das Verständnis der einzelnen Ausstellungsstücke förderlich ist. Einen Großteil bildet dabei das frühere Kartenmaterial, für mich manches schon bekannt, andere nicht, aber immer wieder interessant. Die holländische Far Lands Company startete die erste Reise im Jahr 1595. Die Karten aus dieser Zeit waren zum Teil recht ungenau. Die Portugiesen hielten ja ihre Informationen unter Verschluss. Mit den Reisen in das Gebiet um Java, Sumatra und Malaya wurde die Karten aber immer besser und enthielten viele wichtige Angaben für die Navigation der Schiffe durch die Meeresstraßen. So war für mich die Karte von Laurie & Whittle‘s interessant, da sie 23 Küstenprofile zur Orientierung dargestellt haben, um die Passage der Straits of Malacca und Straits of Singapore zu meistern. Der holländische Kartograph Jan Jansson veröffentlichte eine sehr illustrierte Karte im Jahr 1632. An den Rand der farbenfrohen Karte hat er kleine Lagepläne von Handelsstädten und für die Region typische Kleidung der örtlichen Bevölkerung dargestellt. Eine Karte von 1723 von John Thornton war lange Zeit die Referenzkarte zum Navigieren für die englischen Schiffe und zeigt noch den Weg zwischen der Hauptinsel von Singapore und der Insel Sentosa, welcher heute nicht mehr schiffbar ist. Auch die detailgenaue Karte zur Schlacht der Portugiesen und Holländer wegen dem Streit um das Schiff der „Santa Catarina“ im Jahr 1603 ist zu sehen (siehe Blogpost vom 17.2.2020).
Am Eingang der Ausstellung gelangt man zunächst in einen Showroom, wo eine 180-Grad-Projektion gezeigt wird, die als Zeichentrickanimation im Stil von Gemälden gehalten ist. Es wird die Ankunft von Kapitän James Lancaster in Aceh an der Nordspitze der Insel Sumatra im Jahr 1602 erzählt.
Im Ausstellungraum ist dann ein Heck eines alten Handelschiffes als großes begehbares Modell aufgebaut. Außerdem werden verschiedene Gegenstände für eine solche lange Schiffsreise gezeigt, sogar die alte Truhe als Reisegepäck von der Frau von Stamford Raffles. Die Flaggenkarte der Seefahrernationen stammt von Tobias Lotter aus dem Jahr 1760 und stellt vor allem die europäischen Nationen dar. Wie es sich für einen Briten gehört, so war der Teekonsum von Stamford Raffles auf seinen Reisen hoch. Sein silbernes Zubehör auf der Reise nach Bencoolen im Jahr 1817 ist ebenso ausgestellt.
Daneben wird auf die Handelsgüter eingegangen und eine alte Frachtliste des Schiffes „Geldermalsen“, das am 3. Januar 1752 nach einer Kollision mit einem chinesischen Schiff gesunken ist. Dann wird auch auf die Organisation der holländischen Ostindien-Company eingegangen, wobei das Management Board aus 17 Delegierte aus den sechs örtlichen Kammern in Amsterdam, Middelburg, Rotterdam, Delft, Hoorn und Enkhuizen bestand. Ein Gewürz- und Teemarkt ist aufgebaut, weil das die Haupthandelsgüter in dieser Zeit waren.
Neu waren für mich die brutalen Auseinandersetzungen um den holländischen und englischen Einfluss, wobei es 1623 zum sogenannten (und das vor allem durch John Skinner für die englische Propaganda bezeichneten) Ambron Massaker kam. Dabei wurden mehrere Engländer sowie Portugiesen und Japaner im Dienst der Engländer hingerichtet. Ein jahrelanger Konflikt begann.
Umfangreiche Informationen über die Zeit bekommt man aus den 1665 publizierten Buch von Johan Nieuhof, der in den 1650er Jahren eine Reise nach China unternahm und seine kulturellen und landschaftlichen Eindrücke illustriert veröffentlichte. So wird beispielsweise Kaiser Shunzhi aus der Qing-Dynastie dargestellt.
Einige Zeichnungen aus dieser Zeit haben außerdem mein Interesse gefunden. So eine Zeichnung vom Vulkan Krakatau vor seinem legendärem Ausbruch im Jahr 1883 von John Webber. Oder eine Zeichnung aus der ersten Ankunft von Raffles im Jahr 1819 in Singapore; gezeichnet von John Michael Houghton.
Ein Portrait von William Farquhar zeigt den ersten Verwalter nach der Errichtung des englischen Handelspostens in Singapore im Jahr 1830. Raffles und Farquhar waren auch begeisterte Botaniker, so dass sich die Ausstellung nun doch noch über das Jahr 1819 hinauswagt und einige botanische Stücke zeigt. Utensilien von Raffles und Teile der Farquhar-Sammlung von botanischen Zeichnungen bilden den Abschluss der interessanten Ausstellung.
Hier die Eindrücke der Exposition: An Old New World