A Librarian's World – Rare Materials Collection


In der National Bibliothek gibt es einige besonders wertvolle oder sehr alte Bücher, Zeitungen, Fotos, Karten, Manuskripte und Monographien im Archiv, die man normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. Dazu veranstaltet die Bibliothek dann regelmäßig Veranstaltungen, wo diese seltenen Stücke ausgestellt und Hintergründe mit historischen Bezügen vorgetragen werden.
Zu einer solchen Veranstaltung lass ich mich nicht zweimal bitten. Referent ist der Senior-Bibliothekar Ong Eng Chuan. Dieser Mann scheint ja über ein besonderes Wissen zu verfügen und er kann auch so einiges zu den ausgewählten Stücken erzählen, aber er ist erstens kein begnadeter Redner und muss Sätze oft zweimal anfangen, was das Folgen seiner Ausführungen nicht gerade einfach gestaltet. Zweitens hat er kein Gefühl für die Zeit, so dass er wohl geschätzt die Hälfte des geplanten Referats aus Zeitgründen gar nicht vortragen kann. Aber es waren auch schon in der verbliebenen Stunde eigentlich zu viele Stücke, die er gezeigt hat. Die Fülle an Informationen hat einen förmlich erschlagen. Somit hatte man nach der Veranstaltung auch nicht das Gefühl, dass man was verpasst hätte.
Hier eine kleine Auswahl an interessanten Informationen: Zunächst stand erneut das Buch von Grotius „Mare Liberum“ im Mittelpunkt. Die Geschichte dazu mit dem Schiff „Santa Catarina“ und der daraus folgenden juristischen Auseinandersetzung zwischen Holländern und Portugiesen kannte ich ja schon aus einem Video und der On-Paper-Ausstellung (Blogpost vom 17.2.2020). Unser heutiges Seerecht beruht auf diesem Buch bzw. hat ihren Ursprung darin.


Dann hat Ong Eng Chuan Aufzeichnungen von Commelin vorgestellt, der darin die Handelsreisen der Holländer Anfang des 17. Jh. beschreibt.


Interessant waren auch die Dokumente über die Anfänge der Übersetzungen aus der malayischen Sprache, sozusagen die Entstehung der ersten Wörterbücher. Diese sind auch deshalb so interessant, da sie Zeugnisse über die Entwicklung der malayischen Sprache darstellen und die Veränderung während der Zeit dokumentieren. Außerdem zeigte er einen Handelsvertrag zwischen Malayen und Holländern im Original aus dem Jahr 1691. Ein Atlas von Mitte des 18. Jh. von van Keulen zeigt nicht nur die Sternenkonstellationen, die für das Navigieren von Schiffen hilfreich war, sondern auch die Schifffahrtswege der Holländer nach Südostasien in dieser Zeit.


Interessant sind auch Fotos von der begeisterten Fotografen Hose und Shelford um 1900, die Orte in Sarawak besuchten und dabei die Leute und Wohnorte der Ureinwohner fotografierten.


Weiter geht es mit Briefen von Sir Stamford Raffles an seinen Cousin, wo er sehr persönliche Dinge seines Lebens und Probleme mit seiner Frau schildert.


Ich hatte ja schon öfters erwähnt, dass Singapore durch die stark wachsende Bedeutung des Hafens eine dadurch ausgelöste hohen Einwanderungbewegung verzeichnete. Das führte auch zu Problemen bei der Stadtplanung. Und schon damals - ich spreche hier von dem Jahr 1906 - zog die öffentliche Verwaltung externe Beratungsunternehmen zur Lösung von Problemen heran. Und so entstand eine Karte als Stadtentwicklungsplan seitens der Consultingfirma Coode, Sou & Matthews. Interessant dazu ist, dass die damalige Empfehlung schon hieß: „clean up the river“. Eine Maßnahme, die erst Jahrzehnte später Lee Kuan Yew angegangen ist.


Für etwas Heiterkeit sorgten alte Fotos aus der Mandschurei, wo Menschen mit Atemschutzmasken zu sehen sind, als wenn schon damals das Coronavirus ausgebrochen wäre.


Die Engländer scheinen den Fußballsport nicht nur auf ihrer Insel so begeistert verbreitet zu haben, sondern exportierten diesen auch in ihre Kolonien, wo er offensichtlich auf fruchtbaren Boden stieß. So zeigt Ong Eng Chuan Papiere aus dem Jahr 1895 wo in malayischer Sprache die Fußballregeln verzeichnet und grafisch dargestellt sind, wie die Bezeichnung der Spielerpositionen auf dem Spielfeld.


Gerade die spannenden Geschichten aus dem kenntnisreichem Wissensschatz von Ong Eng Chuan zu den jeweiligen Stücken machte die Veranstaltung zu einen kurzweiligen Vergnügen.