From Crates to Containers


Ich besuche erneut eine Veranstaltung im Rahmen der „Old New World“-Ausstellung im Nationalmuseum. Diesmal referiert Captain Frederick Francis. Die Personalie versprach schon so einiges, da er lange Zeit auf Handelsschiffen und auch beim maritimen Militär tätig war und er heute als Ausbilder tätig ist. Er sprach recht schnell, was mein Verständnis zeitweise beeinträchtigte, aber sein Vortrag war sehr lebhaft und anschaulich. Von zu Hause hatte er auch einige Gegenstände mitgebracht, die er zunächst durchs Publikum wandern ließ. So bekam ich von ihm (ich saß in der ersten Reihe) gleich zu Beginn einen kleinen Sextanten in die Hand gedrückt. Und so fokussierte sich sein ganzer Vortrag auf die Grundlagen der Schifffahrt und der Erläuterung, wie es früher angewendet wurde. So wie man früher mittels Sextanten die Position des Schiffes bestimmte, so übernimmt heute die moderne Satellitennavigation die Arbeit.



Der magnetische Kompass war ein Thema und das Anbringen von Positionslichtern grün und rot auf den jeweiligen Schiffsseiten und dass man sich auf diesen Standard erst weltweit mühsam einigen mussten, denn man kann sich leicht vorstellen was passiert, wenn ein Schiff das anders handhabt. Auch die Antriebssysteme hat Francis vorgestellt und verweist auch auf die Abgasproblematik gegenüber jedes Auto verhältnismäßig als klinisch sauber gelten kann.
Der für mich interessanteste Vortragsteil waren seine Ausführungen zur Bedeutung von Singapore als Transport-Hub im Schiffsverkehr. Die weltweiten Schiffahrtsrouten sind auf Singapore so abgestimmt, dass die Frequenz der Bedienung des Hafens der entscheidende Vorteil ist und Lieferungen trotz längerer Seewege schneller über Singapore transportiert werden. Zum Beispiel wäre eine Schiffahrt von Neuseeland nach Japan auf direktem Weg kürzer in der Entfernung, aber die Häufigkeit und Anzahl der Verbindungen zwischen Neuseeland und Singapore und Japan und Singapore ist so groß, dass der längere Weg mit den regelmäßigen verkehrenden großen Containerschiffen die schnellste und kostengünstigste Lösung darstellt. Standardisierungen, wie der Einsatz der Container, haben die Bedeutung noch wachsen lassen.


Zwischen seinen Ausführungen ließ er immer wieder kleine Stories einfließen. Seine Leidenschaft ist das Sammeln von alten Büchern. Er hat, wie man auf Fotos sehen konnte, eine stattliche Bibliothek zu Hause. Aber das gönnt er sich und augenzwinkernd betont er, dass er weder raucht noch trinkt und ein Laster muss er ja haben. So ließ er sich außerdem darüber aus, wie bequem und risikolos die Menschen in Singapore geworden sind. Er lehrt seinen Studenten immer, dass man keine Angst vor dem Scheitern haben muss, man sollte nur lernen damit umzugehen und sich neue  Chancen erarbeiten, „manage the failures“. Dann zeigt er noch Videos und Fotos seiner Seeausbildungsreisen mit seinen Studenten und wie er den Morgensport seiner Schützlinge gestaltet: Einen Segelmast hochklettern und den anderen Segelmast wieder herunter. Die Schüler müssen ihn lieben. Außerdem führt er auch aus, dass die Abrecherquote der Ausbildung relativ hoch ist, außer bei Frauen, da ist sie gleich null, auch wenn es natürlich deutlich weniger weibliche Auszubildende gibt. Die Frauen wissen wahrscheinlich besser auf was sie sich einlassen oder sind einfach die härteren „Kerle“.
Zum Schluss nach seinem Vortrag versammelt er noch einige Zuhörer um einen großen Tisch, wo er weitere mitgebrachte Stücke und Fotobände aus seinem Privatbesitz zeigt. Auch wenn die großen Informationssprünge bei dieser Veranstaltung ausblieben, so sprach die Anschaulichkeit wieder für einen gelungenen Nachmittag.