Shakespeare & Singapore 1900 - 1975


Mit wenig Vorstellung, was mich inhaltlich erwartet, ging ich zu der Veranstaltung „HistoriaSG: Shakespeare & Singapore, 1900−1975“ ins Nationalmuseum. Welche Bedeutung konnten die Werke von Shakespeare in Singapore haben? Der Vortrag wurde von Emily Soon gehalten und die legte dann auch wie die Feuerwehr los. Sie redete wie ein Wasserfall ohne auch nur die Tonlage zu verändern. Ihre Punkte rasselte sie im Vorlesestil schnell herunter, so dass es stellenweise recht schwierig war ihr zu folgen. Vor allem ließ sie den Zuhörer kaum eine Gedankenpause machen, um die Informationen oder gezeigten Bilder wirken zu lassen. Sie plapperte im monotonen Stil die wissenschaftlichen Recherchen herunter, ohne auch nur mal eine Anekdote einzubauen. Selbst bei den humoristischen Punkten, huschte nur ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht bevor sie schnell zum nächsten Punkt kam. Ich gehe mal davon aus, dass es schlicht die Nervosität von Frau Soon war, da das Auditorium ziemlich gut besucht war und die Zuschauerränge sich wie eine Wand vor ihr aufbauten.
Inhaltlich zog sie alle auch nur irgendwie im Zusammenhang mit Shakespeare auftretenden Ereignisse heran. So antwortete Lee Kuan Yew auf die Frage eines Journalisten zur Konfrontasi (Konflikt mit Indonesien bzgl. der Frage der Vereinigung mit Malaya) mit dem Hinweis auf den dramaturgischen Verlauf von Hamlet. Es gab im August 1959 sogar eine ganze Kulturwoche zu Shakespeare in Singapore. Aber die große Rolle spielt Shakespeares natürlich in den Schulen. Nicht nur beim kolonialen Schulsystem, welches sich auf das britische System beruft, auch das System im unabhängigen Singapore orientierte man sich bei den Prüfungsanforderungen insbesondere zur englischen Sprache an Britannien. Und da spielt Shakespeare nun mal eine wichtige Rolle. Der Standard des Niveaus zur englischen Sprache wurde bei Shakespeare angesetzt und damit auf hohem Niveau. Aus dieser Präsens bildeten sich auch Theaterschulaufführung von Shakespeare-Stücken in den Schulen und es entstand sogar eine Schauspielgruppe „The Raffles Players“, welche sogar im nationalen Fernsehen gezeigt wurden. Dieser Schaupielgruppe gehörte auch der langjährige Minister Shunmugam Jayakumar an, wie auf einem Foto zu sehen ist und was Heiterkeit im Saal auslöste.


Die Shakespeare-Aufführungen wurden allerdings oft mit anderen kulturellen Elementen gemixt. So war schon mal das Bühnenbild an das chinesische Theater angelehnt oder die Schaupieler trugen Kostüme wie bei einer chinesischen Oper.


Eine solche kulturelle Anpassung fand auch durch die Darstellung der malayischen Oper Bangsawan statt, obwohl ich es eher als Ideenklau bezeichnen würde. Denn es wurde nur grob die Story von Shakespeare übernommen. Der Rest ist eine malayische Geschichte. Es wurden extra Songs und Tänze dazugebracht, das Geschehen auf malayisches Wohlbefinden und Verständnis geändert und Hamlet hieß dann auch „Omelet“.
Was bei diesem Vortrag allerdings völlig fehlte war der Einfluss der Ideen Shakespeares mit seinen Werken auf die Gesellschaft von Singapore, auf das Menschenbild, das Verhalten von Menschen, wenn es um Macht und Intrigen geht. Es scheint wirklich nur den elementaren Einfluss gegeben haben, den Shakespeare mit der hohen Kunst der Anwendung der englischen Sprache hatte.