Chinatown Teil 2


Das eher unscheinbare Chinatown Heritage Centre entpuppt sich als sehenswerte Ausstellung über 3 Etagen. Schwerpunkt bildet die Darstellung der Lebensverhältnisse in Chinatown Ende des 19. Jh. und Anfang des 20. Jh. Dabei wurden die Räumlichkeiten der Wohn- und Arbeitsstätten nachgebaut und typische Zimmer von Chinesen mit verschiedenen Berufen und Tätigkeiten eingerichtet und dargestellt. Kleinigkeiten und Dinge des täglichen Lebens machen diese Ausstellung sehr lebendig. Man bekommt außerdem einen Audioguide mit kleinem Monitor, der verschiedene kleine Geschichten zu den jeweiligen Räumen, welche eher Wohnboxen gleichen, erzählt. Und das oft zu lang. 2-3 Minuten vor einer kleinen Nische stehen und der fiktiven Geschichte lauschen ist einfach zu viel. Mann fühlt sich danach immer so, als wäre man dort eingezogen. Also bietet es sich an, die interessantesten Teile auszusuchen und den Rest zu überspringen. Denn es erwarten einem noch viele andere interessante Stationen. Erläuterungen zu den Machenschaften der Secret Societies fand ich hier zum ersten Mal etwas ausführlicher, auch zu dem Thema Menschenhandel, welcher in dieser Zeit eine hohe Präsens hatte. Gerade weil vor allem männliche Chinesen als Hafen- und Plantagenarbeiter nach Singapore kamen, gab es ein eklatanten Frauenmangel, was wiederum dem Menschenhandel mit Zwangsprostitution begünstigte. Den ausufernden Opiumhandel hatte ich ja schon öfters erwähnt.
Die lustigste Station im Museum war zum Thema Bildung, wo noch einmal dargestellt wurde, wie vor allem durch die Aktivitäten der Clan Associations das chinesische Bildungssystem aufgebaut und organisiert wurde. Lustig war dabei der interaktive Screen, wo man ein und dasselbe Lehrgedicht für chinesische Schulkinder („San Zi Jing“ von Wang Yinglin) in den verschiedenen chinesischen Sprachen Hokkien, Cantonese und Mandarin anhören konnte.



Außerdem habe ich herausgefunden, aus welcher Region in China mein Nachname stammt: Shaanxi Province, also da wo die Terrakotta-Armee im Mausoleum von Qin Shihuangdis steht.
Von den vielen Fotos mit Alltagsszenen im Heritage Centre fand ich das öffentliche Bücherregal mit Zeitschriften für Kinder und die Stände der damaligen Hawker am interessantesten. Eine Tatsache hatte ich noch nicht gekannt, nämlich die Existenz von Death Houses. Es gab früher sogar eine Straße, die für die zahlreichen Death Houses bekannt war, die Sago Lane (Yan Kai). Es sind im Prinzip Bestattungsunternehmen, die auch die Zeremonie zur Trauerfeier organisieren. Aber die Bedeutung geht darüber hinaus. Nicht nur das namenlose Leichen dort einfach abgeliefert wurden, auch kranke Menschen zogen schon in solche Häuser ein und warteten quasi auf ihren Tod, sozusagen fungierten sie als Hospiz ohne medizinische Versorgung.
Zum Ende der Ausstellung wird dann der architektonische Wandel von Chinatown dargestellt und mit heutigen jungen Akteuren in Chinatown die Brücke zur Zukunft gezeichnet.

Hier die Eindrücke aus dem Chinatown Heritage Centre: Chinatown Teil 2