Toa Payoh


Toa Payoh ist der erste Stadtbezirk, der von dem Housing & Development Board (HDB), der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft, geplant und gebaut wurde. Deshalb befindet sich auch in Toa Payoh die Zentrale des HDB, was ich auch besuche; dazu aber später in einem anderen Blogeintrag mehr.
Anfang des 19. Jh. war das Gebiet noch Sumpfland, den Namen „Toa Payoh“ kann man mit „Großer Sumpf“ übersetzen. Mitte bis Ende des 19 Jh. entstanden zahlreiche Plantagen für den Anbau von Pfeffer und Gambier, ein Färbe- und Gerbmittel. Schon damals galten die Chinesen in Singapore als hart-arbeitende Menschen, wie in einem Artikel des „Journal of the Indian Archipelago and Eastern Asia“ im Jahr 1848 berichtet wird: „The Chinese in the jungle, having daily to work very hard, are much oppressed by the heat in hot weather and affected with colds in cold weather. Those who plant gambier, in consequence of their having to constantly split wood, get their legs and feet hurt with splinters, the broken skin being disregarded, large ulcers are formed.“
Anfang des 20. Jh. siedelten sich immer mehr Migranten aus China in Toa Payoh an. Ein chinesischer Händler ließ auf seinem Gelände ein großes buddhistisches Kloster (Lian Shan Shuang Lin Monastery) errichten und es entstanden noch andere Religionsstätten wie der Chee Tian Keng Temple, was die Besiedelung noch beschleunigte.
Mitte des 20. Jh war der Bezirk für seine Tofu-Produktion in Familienbetrieben bekannt. Die Zustände in der landwirtschaftlich geprägten Region waren schwierig, wie der damalige Lebensmittelhändler und Tofuhersteller Ng Giak Hai schilderte: “Every day when you went out, you would step on pig dung, chicken droppings, dog droppings, all kinds of dung and droppings. People from last time were not afraid of dung, (unlike people) now… now, wah, people see already will vomit. When you passed motion, the entire bucket would be full of worms, roundworms and all kinds of things, (we were) not scared, (we were) used to it and didn’t and it smelly.“
Unter solchen Umständen war es leicht, dass chinesische Banden den Bezirk jahrzehntelang mit mafiösen Methoden kontrollierten und Bandenkriege ausbrachen. Ng Giak Hai erinnerte sich, dass sein Vater ihm erzählte, dass die Polizeistreifen sich nur selten in das Gebiet wagten, da sie fürchten mussten, dass ihre Reifen platt geschossen würden und sie mitten im „feindlichem Gebiet“ strandeten. Das Gebiet wurde deshalb auch „Das Chicago von Singapore“ genannt.
Eine Besonderheit gab es aber in Toa Payoh: Die nachbarschaftlichen engen Beziehungen gab es trotz der chinesischen Dominanz auch zu den Bewohnern malaiischer Abstammung, die auch den Rassenunruhen in den 60er Jahren trotzen.



Mitte der 50er Jahre begann man alte Häuser abzureißen und neue Wohnungen zu bauen. Nicht nur die hygienischen Zustände besserten sich dadurch, auch zerschlug man dadurch alte kriminelle Bandenstrukturen. Ab 1961 wurde der schon angesprochene HDB-Wohnungsbau im großen Stil vorangetrieben. Dazu zählt die Planung und der Bau der gesamten Infrastruktur mit Community-Center bzw. Freizeiteinrichtungen, religiösen Einrichtungen, Bibliotheken, Hawker-Centre und Geschäften bzw. Märkten. Mit der Entwicklung des Bezirks wurde auch Ende der 60er Jahre Industrie angesiedelt. Zu den ersten Investoren gehörten  Societa General Semiconduttori (SGS, heute Teil von STMicroelectronics), Fairchild Semiconductor und Philips.
1973 fanden in Toa Payoh die Southeast Asian Peninsular Games (SEAP) statt. Den dafür erbauten Schwimmkomplex konnte ich mir bei meinem Rundgang ansehen.
Toa Payoh ist auch ein Zentrum des Gesundheitswesen. Viele medizinische Einrichtungen haben und hatten hier ihren Sitz, wie die Chung Hwa Medical Institution (mit den beiden Forschungsinstituten: dem Chinese Medical and Drugs Research Institute und dem Chinese Acupuncture Research Institution), das Mount Alvernia Hospital (mit dem Assisi Hospice), das NKF-SIA Dialysis Centre (das erste Dialyse Zentrum in Singapore, welches außerhalb eines Hospitals gegründet wurde) und das frühere Toa Payoh Hospital.
Als sehenswerten Ort habe ich mir den Toa Payoh Town Park ausgesucht. Er wurde 1972/73 gebaut.



Der Park war in den 70er und 80er Jahren für die eigenen Hochzeitsfotos bei den Einwohner beliebt. Chen Jee Keong wohnt seit langer Zeit gegenüber des Parks und erinnert sich: “Toa Payoh Town Park is directly opposite my block and I have witnessed both its heydays and its lonely days. The park had its best days from the 1970s to the early 1980s... married couples took their wedding day photos at various locations inside the park... My sister’s 21st birthday was celebrated there as well.”
Auffällig ist der – leider nun geschlossene - Observation Tower in der Mitte des Parks.

Hier die Eindrücke von Toa Payoh und seinem bekannten Park: Toa Payoh