Balestier



Der Stadtbezirk Balestier hat seinen Namen von Joseph Balestier, der in der ersten Hälfte des 19. Jh. eine große Zuckerrohrplantage in diesem Gebiet besaß und auch der erste Konsul der USA in Singapore war.
An der Ah Hood Road entstanden schöne Bungalowbauten, die allerdings durch die Lage bedingt regelmäßig von Hochwasser betroffen waren. Der frühere Bewohner eines solchen Hauses Koh Swee Gek erinnert sich: „It was a very beautiful house in the sense that you can’t find such houses today. The house was very big with an open patio. Inside was an air well so you had sunlight coming in… In December, it was always flooded. We had to wade through the area.“



Zur Ah Hood Road führt auch mein erster Weg, genauer zur Sun Yat Sen Nanyang Memorial Hall. Unglücklicherweise hat man zur Honorierung eines chinesischen Festivals zwei bunte „Lunar Guardians“ vor das Haus gestellt, was ehrlicherweise den Anblick der Memorial Hall verschandelt. Das Haus wurde 1902 gebaut. Sun Yat Sen war der Führer der Chinesischen Revolutionsallianz (Tong Meng Hui) gegen die chinesische Qing-Dynastie. Viele Aktivitäten zu dieser chinesischen Revolution, wie das Organisieren von Aufständen, gingen von Singapore und anderen chinesischen Gemeinden in Südostasien aus. Das Haus fungierte als Zentrale der revolutionären Organisation. Die chinesische Revolution gegen den Qing-Kaiser war schließlich 1911 erfolgreich und Sun Yat Sen wurde am 1. Januar 1912 erster provisorischer Präsident der Republik China. Diese Revolution war ein zentrales Anliegen einflußreicher chinesischer Geschäftsleute in Singapore. Dabei konnte man eine Aufteilung in Reformer und Revolutionäre beobachten, also einerseits Gesellschaftsänderungen mit Beibehaltung der Monarchie und andererseits die Befürworter der Abschaffung der Monarchie in China.



Gleich nebenan befindet sich der Burmese Buddhist Temple. Und obwohl ich fast alle Religionsstätten in meinen Touren auslasse, besuche ich doch diesen wegen der Besonderheit der Buddhastatue im Temple. Der buddhistische Temple selbst wurde 1878 gegründet und das Gebäude nach mehreren Standortwechseln an dieser Stelle im Jahr 1991 fertig gestellt. Die 3,30 Meter hohe Buddhastatue ist die größte Statue aus Mamor außerhalb von Myanmar. Skurril oder modern – je nach Sichtweise – wirkt dabei der LED-Lichter-Heiligenschein der beiden Buddhastatuen in den jeweiligen Gebetsräumen auf beiden Etagen.



Weiter geht es zur Balestier Rd wo sich die Anfang des 20. Jh. erbauten Shophouses vor der Kulisse moderner Hochhäuser aufreihen. Die bekanntesten Shophouses aus dieser Zeit sind das Kwan Yow Luen Shophouses und das Sim Kwong Ho Shophouses. Ersteres wurde 1928 gebaut und hat am Eingang als Relief zwei Sikh-Jagas (malaiisch für "Wachen" oder "Wächter"), die als symbolische Wächter dienen. Die Sikhs wurden in der Kolonialzeit gern als Polizisten oder Wachen angestellt. Das letztere Shophouses wurde 1926 erbaut und besitzt eine reichhaltige Verzierung mit bunten Ornamenten im Stil des chinesischen Barock.



Nächste Station ist die Martaban Rd, wo alte Pre-War-Terrace-Houses erhalten geblieben sind. Diese Häuser besitzen einen kleinen Vorhof bzw. Terrasse und wurden zwischen 1920 und 1940 gebaut.
Noch etwas zur modernen Entwicklung des Gebietes: Wie schon im angrenzenden Toa Payoh haben sich in Balestier mafiöse Gangsterbanden gebildet. In den 1970er Jahren wurden diese durch massive Polizeimaßnahmen, die Operation Berseh und Operation Eagles genannt wurden, vernichtet, indem die Gangmitglieder verhaftet und die Verstecke der Verbrecherbosse zerstört wurden.
Zur industriellen Entwicklung hatte auch die deutsche Firma Siemens ihren Anteil, da sie von 1970 bis in die frühen 1990er Jahre eine Halbleiterfabrik in Balestier betrieben hat.
Gegessen habe ich im Whampoa Hawker Centre. In guter Tradition von Balestier als Zuckerrohranbaugebiet genieße ich einen Zuckerrohr Juice. Ich glaube auch, dass sich so langsam mein Lieblingsgericht herauskristallisiert: Pineapple Fried Rice.

Hier die Eindrücke von Balestier: Balestier