From Third World to First: Südkorea
Mit den Regierenden in Südkorea tendiert Lee Kuan Yew eine ähnliche Sichtweise aufzubauen, wie er es schon mit Indonesien getan hat. Obwohl ich hier meine Kritik abschwächen muss, das ich in einem Punkt Lee zustimme: Es ist heikel ein Urteil über Verhalten in der Vergangenheit zu fällen, wo dieses Verhalten üblich war, ja sogar eine Norm ohne Anstoß darstellte. Ein nachträgliches Verurteilen hat dann den Geschmack einer Siegerjustiz, die andere Normen und Werte ansetzt. Das lässt verurteilte Menschen hilf- und ratlos zurück. In diesem Fall geht es um die Rolle und die Macht des Militärs in Südkorea, insbesondere beim Machtwechsel. Der erste zivile Präsident ließ seine Vorgänger Chun Doo Hwan und Roh Tae Woo juristisch verfolgen und verurteilen. Lee dazu: “Chun and Roh had played by Korean standards of their time, and by those rules they were not villains.” Diese Regeln muss man nicht gut finden und Lee kritisiert auch, wie die Verbindung von Politik und Wirtschaft in Südkorea aufgestellt ist und schon einen traditionellen Charakter besitzt. Ja es begründet in vielen Bereichen sogar die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Große Familien haben zu ihrem Nutzen und eigener Bereicherung Wirtschaftskonglomerate geschaffen und diese ohne Rücksicht der Wirtschaftlichkeit massiv ausgebaut. Aber um weltweit wettbewerbsfähig zu sein, ist eine solche Struktur nicht von Vorteil und bestimmte die ein oder andere Wirtschaftskrise im Land. Lee dazu: “This was made worse by their not having open, transparent systems, level playing fields, and standard international accounting practices.”
Der 1997 an die Macht gelangte Präsident Kim Dae Jung verfolgte dann eine versöhnlichere Strategie gegenüber den ehemaligen Präsidenten Chun und Roh, allerdings auch gegenüber Nordkorea. Er wollte die gefährliche politische Lage in Korea entspannen, auch wenn er das, wie sich später herausgestellt hat, mit illegalen Zahlungen an den Norden erreichen wollte. Er hat lange Zeit in den USA im Exil gelebt und geriet dort in der Zeitschrift “Foreign Affairs” in einen Disput mit Lee Kuan Yew: “He did not agree that history and culture made for different attitudes of a people and different norms of government... The difference in our views cannot be resolved by argument. It will be settled by history, by the way events will develop in the next 50 years.” Mittlerweile sind einige Jahrzehnte vergangen und gerade die demokratischen Entwicklungen in Afrika beweisen meiner Meinung nach, wie recht Lee Kuan Yew hat und hatte. Die Kultur der Afrikaner beispielsweise bedingt, dass die Demokratie eine zerstörerische Wirtschaftsstruktur mit hoher Korruption und Armut in den meisten Staaten Afrikas gebracht hat. Die sozial-geistige Eingeschränktheit der meisten Menschen passt nicht zum Ansatz einer Demokratie, welche gut informierte, gebildete und charakterlich respektvolle Menschen voraussetzt. Selbst in Europa hat es in vielen Ländern eine geistig-eingeschränkte Elite geschafft, das Bildungsniveau zu senken und somit den Elitenstatus der Unfähigen beizubehalten und diese Positionen zu festigen, ohne dass die Menschen sich dagegen bei demokratischen Wahlen wehren. Kim Dae Jung ist dann später als Präsident in Südkorea an vielen seiner politischen Vorstellungen an der Umsetzung gescheitert. Ob er da an den einige Jahre zuvor ausgetragenen Disput mit Lee Kuan Yew gedacht hat, weiß ich nicht. Lee schreibt dazu nichts in seinen Memoiren.