From Third World to First: Vereinigte Staaten von Amerika

Lee Kuan Yew nutzte die geopolitische Lage aus, um das kleine Singapore zu schützen und seine Entwicklungsstrategie umsetzen zu können. Gerade die Befürchtungen der westlichen Welt und den USA insbesondere, dass Singapore wegen des hohen Anteils an Chinesen im Land den kommunistischen Bestrebungen Chinas nacheifern könnte, schaffte eine hohe Bereitschaft der Amerikaner, die Regierung von Singapore zu unterstützen. Lee schreibt: “I was relieved the Americans were prepared to oppose communists wherever they threatened and whatever the cost. Because Americans were resolutely anticommunist and prepared to confront them... This was a comfortable posture and one I had adopted without at first realizing that it was a luxury paid for by Americans.”
Durch die große weltweite politische Bedeutung und wirtschaftliche Stärke der USA entschloss Lee Kuan Yew ein Sabbatical in den USA zu verbringen, um an Universitäten Vorlesungen zu besuchen. Von dem vorherrschendem naiven Menschenbild an einer der bedeutendsten Universitäten des Landes und dessen Durchdringung mit diesem Menschenbild und der fast schon arrogante Umgang damit im akademischen Lehrbetrieb war er dann doch überrascht: “From October to December 1968, as planned, I took a short sabbatical in the University of British Columbia (UBC) and Harvard and left Goh Keng Swee in charge... I was curiosity in Harvard, an Asian politician taking time off to recharge his batteries and seek knowledge in academia at the age of 45, after 10 years in office... Harvard was determinedly liberal. No scholar was prepared to say or admit that there were any inherent differences between races or cultures or religions. They held that human beings were equal and a society only needed correct economic policies and institutions of government to succeed. They were so bright I found it difficult to believe that they sincerely held these views they felt compelled to espouse.” Diese eindimensionale und arrogante Sichtweise kann man heute weit verbreitet in der westlichen Welt finden, was eigentlich nicht so schlimm wäre, wenn nicht die absolute weltweite Gültigkeit dieses Menschenbildes von Politikern und Wissenschaftlern so vehement eingefordert wird und andere Meinungen und wissenschaftliche Ergebnisse ignoriert und ausgegrenzt werden. Allerdings führt das nun schon seit geraumer Zeit zu einer geistigen Lähmung der westlichen Welt und in vielen geisteswissenschaftlichen Bereichen zum Stillstand und absurden Abtriften des universitären Betriebes.
Besonders interessant im Kapitel über die Beziehung zu den USA fand ich die dargestellte Rolle von Lee Kuan Yew bei der Beratung der Regierung von Ronald Reagan hinsichtlich der Beziehung der USA zu China. Ich glaube, dass Lee selbst die Bedeutung dieser Rolle unterschätzt. An diesem Punkt hat Lee selbst mit Weltgeschichte geschrieben. Seine Empfehlungen zur Vorgehensweise und den Hinweisen zur chinesischen Kultur wurden beachtet und umgesetzt. Ohne ihn hätte es die Politik der USA wohl zu ganz anderen Konfliktfeldern geführt. Reagan allerdings war sich dem Wert der Konsultationen bei Lee Kuan Yew schon bewusst: “Reagan later wrote to say, «Our private talk before lunch on 21 July was of great benefit to me. I have come to expect wise counsel and advice from you and that is just what I received on that occasion. Your frankness and candor really proved the strength of our friendship which I value so highly.»”