From Third World to First: Das Wertesystem des Konfuzius

Lee Kuan Yew lebt und arbeitet nach konfuzianischen Werten. In ihnen sieht er das beste Wertesystem, um eine Gesellschaft gerecht und erfolgreich gestalten zu können. Nach diesen Werten richtet er die gesellschaftliche Positionierung und das Selbstverständnis der Menschen in Singapore aus. Dabei spielt die Familie eine große soziale Funktion: “Confucian societies believe that the individual exists in the context of the family, extended family, friends, and wider society, and that the government cannot and should not take over the role of the family.” Werte, die in der Familie gelten sollten, können auf die Gesellschaft übertragen werden. Dabei sind gerade die Verwerfungen der freiheitlichen westlichen Gesellschaften mit weit verbreiteten Drogenhandel, straffreie Gewalt, Zwangsprostitution, Respektlosigkeit usw. für eine Gesellschaft nach den Werten Konfuzius untragbar. Diese Ausprägungen wünscht man sich ja auch nicht in der eigenen Familie. Und das sollte der Maßstab sein, den man auch in einer Gesellschaft beim Verhalten der Menschen anlegen sollte: “Singapore depends on the strength and influence of the family to keep society orderly and maintain a culture of thrift, hard work, filial piety, and respect for elders and for scholarship and learning. These values make for a productive people and help economic growth. I stressed that freedom could only exist in an orderly state, not when there was continuous contention or anarchy... Parts of contemporary American society were totally unacceptable to Asians because they represented a breakdown of civil society with guns, drugs, violent crime, vagrancy, and vulgar public behavior.”
Die charakterliche und geistige Beschaffenheit der meisten Menschen lässt es eben nicht zu, dass ein Mensch ohne gesellschaftliche Wertevermittlung nur aus der freien Natur sich zu einem Menschen entwickelt, der anderen Mitgliedern der Gesellschaft Respekt entgegenbringt und sie nicht für den eigenen Vorteil betrügt, hintergeht, belügt, Gewalt antut usw. Es braucht eben gesellschaftliche Werte damit sich Menschen zu den Individuen entwickeln, die in der Gesellschaft einen respektvollen Umgang pflegen. Und es braucht eine stringente Durchsetzung der Werte, damit eine solche Gesellschaft funktioniert. Die von Lee ausgeführten Ausprägungen der westlichen Gesellschaft mit Gewalt und Respektlosigkeit kommt eben daher, dass man diesen charakterlosen Menschen zu viel Freiheit gewährt und damit unzähliche Opfer erzeugt und individuelle Existenzen zerstört. Lee Kuan Yew führt dazu weiter aus: “Man needs a moral sense of right and wrong. There is such a thing as evil, and men are not evil just because they are victims of society. I said in «Foreign Affairs» that many of the social problems in the United States were the result of the erosion of the moral underpinnings of society and the diminution of personal responsibility. Some American liberal intellectuals had developed the theory that their society had advanced to a stage where everyone would be better off it they were allowed to do their own thing. This encouraged Americans to abandon a moral or ethical basis for society.”
Einen ganz wichtigen Punkt spricht dabei Lee an: die persönliche Verantwortung. In einer Familie wird diese persönliche Verantwortung immer wieder vergeben. In einer Gesellschaft muss sie auch vergeben werden, da sich sonst niemand für irgendwas verantwortlich fühlt. Alle schieben die Verantwortung für Missstände auf andere ab. Im Übrigen ein ausgeprägtes Merkmal der westlichen Gesellschaft, nicht nur in der Politik, auch in der Gesellschaft.