From Third World to First: Eine starke Verteidigung

Das zweite Buch der Memoiren von Lee Kuan Yew “From Third World to First - Singapore and the Asian Economic Boom” ist nicht mehr chronologisch aufgebaut, sondern beschreibt die jeweilige Entwicklung bestimmter Themenfelder nach der Unabhängigkeit von 1965.
Die außergewöhnliche Entwicklung von Singapore ist der Regierung zu verdanken, welche mit unglaublichen Geschick dieses Land regiert hat. Ohne Lee Kuan Yew als unglaublich integre und intelligente Führungspersönlichkeit hätte es diese herausragende Entwicklung nicht gegeben. Und Lee stellt gleich am Anfang des Buches trefflich fest: “We cannot afford to forget that public order, personal security, economic and social progress, and prosperity are not the natural order of things, that they depend on ceaseless effort and attention from an honest and effective government that the people must elect.”
Gerade das macht die Entwicklung von Singapore so besonders und findet man nicht ein zweites Mal in der heutigen Welt.

Der Aufbau der Armee war ein zentrales Anliegen im unabhängigen Singapore. Bisher hat man die Verteidigung der britischen Armee inkl. der Verbündeten im Commonwealth-Verbund und - in der Zeit des Zusammenschlusses als Malaysia - der malayischen Armee überlassen. Beides brach, insbesondere mit dem Abzug der britischen Armee, zusammen. Die Bedrohung von den Nachbarn war real, da indonesische Terroristen Bombenanschläge in Singapore begangen und es nationalistische Kräfte in Malaysia gab, die die Insel Singapore wieder zwangsweise in Malaysia eingliedern würden. Gerade die Wasserversorgung Singapores durch Malaysia konnte da eine empfindliche Schwachstelle sein. Aber nicht nur für Singapore, sondern für alle Staaten der Erde gilt Lee’s Aussage: “A credible defense capability helps to lower the risk of rash political acts.”
Deshalb war Lee überhaupt nicht mit dem schnellen Abzug der britischen Truppen einverstanden. Die regierende Labour Party wollte durch den Vietnamkrieg aufkommende Ablehnung der britischen Truppenpräsenz im Ausland durch die britische Bevölkerung Wählerstimmen gewinnen und Kosten einsparen, um mit diesen Geldern wahlvolk-wohlwollende Sozialprogramme aufsetzen. Welchem Sicherheitsrisiko dieses pazifistische Denken für Singapore bedeutete, war den friedensfahnen-schwenkenden Menschen in ihrer Weltidealisierung egal. Hauptsache das eigene Gewissen war ruhig gestellt. Lee Kuan Yew kämpfte um eine längere Frist in London und später dann für einen geordneten und nicht panischen Abzug. Bei einer seiner Reisen nach England hielt er eine Rede auf einem Parteikongress der Labour Party: “...Wilson invited me to speak at his Labour Party annual conference in October 1967... I knew the delegates would be preoccupied with Vietnam. Since I could not ignore the subject, I said, «I do not want to sound like a hawk or a dove. If I have to choose a metaphor from the aviary, I would like to think of the owl...»” Denn er wusste auch um die kommunistische Bedrohung in Singapore, auch wenn sich beide Länder nicht in der gleichen politischen Lage befunden haben. Das bildliche Symbol der Eule als weiser Beobachter war aber eine treffliche Verwendung, wenn es um die Weisheit der Regierung in Singapore ging.