The Singapore Story: Lawyer


1950/51 hat Lee Kuan Yew die Verteidigung von angeklagten Mördern bzw. Beteiligte an einem Mord. Seine Verteidigung nahm er sehr ernst und führte Fakten auf, die die Beweise in Frage stellen konnten, obwohl er sich sicher war, dass seine Mandanten schuldig bzw. an dem Lynchmord mit beteiligt waren. So war er umso mehr von der Unprofessionalität des Gerichtsverfahrens und der schlampigen Ermittlungsarbeit verärgert. Trotz seiner Vermutung der Schuldigkeit der Angeklagten, so hat er doch die gründlichen Argumente ins Feld geführt, die seine Mandaten entlasten könnten. Das war sein Job, den er professionell ausführen wollte. Doch die Richter und Staatsanwälte wollte nur die Verurteilung der Angeklagten – unabhängig des Verfahrens und die Geschworenen waren nur froh, keinen Schuldspruch sprechen zu müssen, weil die Verteidigung stichhaltige Argumente lieferte. Der Schuldspruch hätte die Todesstrafe für die Angeklagten bedeutet. Alle Beteiligte wirkten aber mit Vorurteilen und persönlichen Befindlichkeiten, anstatt mit einem fairen Verfahren mit stichhaltiger Beweisführungen ein gerechtes Urteil zu bekommen. Gerade die Laiengeschworenen sind für solche schwierigen gerichtliche Fragen oft nicht qualifiziert, was zu verheerenden Urteilen führen kann, wenn ein Staatsanwalt oder Verteidiger ein guter Manipulator ist.
Als frisch in England ausgebildeter Jurist urteilte er damals so über das Justizsystem in Singapore: „I had no faith in a system that allowed the superstition, ignorance, biases, prejudices and fears of seven jurymen to determine guilt or innocence. They were by definition the ordinary man in the street with no special qualifications other than an ability to understand English and follow the proceedings.“ Die Auswirkungen der Subjektivität der beteiligten Personen an einem Gerichtsverfahren kann man bis in die heutige Zeit beobachten.
Interessant in dieser Lebensphase ist auch, dass Lee sich selbst politisch in dieser Zeit als links-national einordnet, mit deutlicher Abgrenzung zu kommunistischen Aktivitäten. Diese politische Positionierung war auch in den kommenden Jahren mit dem Einfluss des aufstrebenden Kommunismus in China immer wieder sehr schwierig.