The Singapore Story: Kindheit


Seine Kindheit verbrachte Lee Kuan Yew im kolonialen Singapore. Nachdem am 28. Januar 1819, also vor genau 200 Jahren, Sir Thomas Stamford Raffles in Singapore gelandet war, baute er eine koloniale Struktur auf und entwickelte die Insel wegen ihrer exponierten Lage an der Südspitze der Malaiischen Halbinsel zum wichtigen Handelsposten. Genau hier verläuft die wichtigste Schiffahrtsroute von Europa über Indien nach China, Korea und Japan.
In diesen kolonialen Strukturen wächst Lee Kuan Yew auf und geht auf eine englisch-sprachige Schule, was sicherlich für sein Leben zu Vorteil war. Schon damals sind die drei Volksgruppen – Chinesen, Inder, Malayen – in Singapore stark vertreten und schon damals kann man sich des Eindrucks nicht wehren, dass die Chinesen mit dem höchsten Willen zu einem hohen Bildungsniveau glänzen. Denn auf der englisch-sprachige Schule stellten sie die meisten Schüler. Die Erlangung des britischen Schulstandards erleichterte später das Studium in England. Soweit die Kolonialisierung als böses Teufelswerk der westlichen Länder immer in der westlichen Öffentlichkeit dargestellt wird und es natürlich diskriminierende Elemente in der Kolonialpolitik gibt, so hat die Kolonialisierung, wie man an diesem Beispiel des Schulsystems sehen kann, aber auch den Ländern fortschrittliche Zivilisationsstrukturen gebracht, die es sonst längst nicht gegeben hätte, wie man an Regionen sehen kann, die nicht in den Genuss dieser Entwicklungsschübe gekommen sind.
Das Lernen am Raffles College hat Lee wegen der Lernbedingungen positiv in Erinnerung, außer ein paar Lernräume, die wegen der Hitze und fehlenden Luftzirkulation nicht so gute Bedingungen geboten haben. Trotzdem war er schon damals einer der besten Studenten und witzig ist die Episode, welche Entäuschung es für ihn war, dass er in Englisch und Ökonomie nicht als bester Student abgeschlossen hat, sondern nur auf Platz zwei landete. Besser schnitt die Studentin Kwa Geok Choo ab. Sie sollte später seine Ehefrau werden.
Schon zu seiner Studentenzeit wurde er mit dem Nationalismus der Malayen konfrontiert, als es zu Machtfragen in der Studentenorganisation am Raffles Colleges kam. Hier zählte nicht die Fähigkeit eines Menschen, sondern die Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe. Das ist Lee schon damals „aufgestoßen“.